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Thailand: Straßenschlachten in Bangkok - Regierungsgebäude brennt

Die Auseinandersetzungen zwischen Soldaten und Demonstranten in Thailands Hauptstadt Bangkok werden härter. Das Militär rückt mit Tränengaskanonen und Wasserwerfern vor. Mindestens 90 Menschen wurden verletzt. Ein Gebäude des Bildungsministeriums ging in Flammen auf.

Der Machtkampf zwischen Regierung und Oppositionellen ist am Montag in Bangkok in Straßenschlachten ausgeartet. Das Militär rückte mit Tränengaskanonen und Wasserwerfern gegen die Demonstranten vor. Diese setzten ihrerseits Autoreifen und Fahrzeuge in Brand und attackierten die anrückenden Soldaten mit Brandsätzen und Wurfgeschossen. Ein Gebäude des Bildungsministeriums ging in Flammen auf. Wie ein dort tätiger Wächter berichtete, wurde das Gebäude am späten Nachmittag (Ortszeit) von Molotow-Cocktails getroffen. Dann sei das Feuer ausgebrochen.

Schüsse von beiden Seiten

Offenbar wurde von beiden Seiten her auch gezielt geschossen. Als einige Demonstranten einen gekaperten Bus in eine Soldatenmenge lenken wollten, eröffneten die Soldaten etwa das Feuer.

Augenzeugen berichteten am Montagmittag abermals von Warnschüssen. Die Armee hat nach eigenen Angaben am Montagmorgen schon einmal Schüsse von Demonstranten erwidert, als sie eine wichtige Straßenkreuzung räumen wollte.

Auch ein Reuters-Reporter hörte wiederholt Schüsse. Hunderte Demonstranten flüchteten in Seitenstraßen und warfen Steine auf Soldaten. Die Armee erklärte kurz darauf, sie sei von Demonstranten mit Tränengas und Rauchbomben bei der Räumung angegriffen worden. Daraufhin hätten die Soldaten zunächst in die Luft gefeuert. Dann sei aus den Reihen der Demonstranten scharf geschossen worden und die Soldaten hätten das Feuer erwidert. Nach Angaben der Armee wurde eine "beträchtliche Zahl" Demonstranten festgenommen.

Dem medizinischem Zentrum von Bangkok zufolge gab es mindestens 90 Verletzte - darunter je zwei Demonstranten und Zivilisten mit Schusswunden.

Ministerpräsident fordert Demonstranten zu friedlichem Abzug auf

Regierungschef Abhisit Vejjajiva trat am Nachmittag im thailändischen Rundfunk auf und beschwor die Regierungsgegner, friedlich abzuziehen. Der Oberbefehlshaber General Songkitti Chakkrabat warnte, die Truppen würden "alle möglichen Mittel" anwenden, um den Frieden in der Hauptstadt wieder herzustellen.

"Wir werden uns dem Militär entgegenstellen", sagte einer der Anführer, Jakrapob Penkair. Nur durch den Rücktritt Abhisits könne die Menge bewegt werden. Am Regierungsgelände hatte sich der harte Kern der Demonstranten, rund 10.000 Menschen, hinter Straßensperren verbarrikadiert.

Der Regierungschef hatte am Sonntag den Ausnahmezustand verhängt, um dem Aufstand gegen seine Regierung ein Ende zu machen. Schon am Samstag hatten Demonstranten Thailands Regierung schwer blamiert, als diese im Badeort Pattaya ein Gipfeltreffen der asiatisch-pazifischen Asean-Organisation mit Regierungschefs aus 16 Staaten abbrechen musste. Die hochrangigen Gäste mussten mit Helikoptern vor den Protestierern in Sicherheit gebracht werden.

Wegen des Ausnahmezustands dürfen eigentlich nicht mehr als fünf Menschen zusammenstehen, doch trotzten die Regierungsgegner in ihren roten T-Shirts der Verordnung. Über Nacht waren weiter Tausende in die Hauptstadt geströmt. Am frühen Morgen hatte das Militär damit begonnen, mehrere Straßenkreuzungen gegen den Widerstand der Demonstranten zu räumen.

Früherer Ministerpräsident Thaksin ruft zum Volksaufstand auf

Angefeuert werden die Demonstranten von dem 2006 vom Militär gestürzten und flüchtigen Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra. Er rief sie am Sonntagabend in einer Botschaft aus dem Exil zu einem Volksaufstand auf. Die Regierungsgegner wollen die Regierung zum Rücktritt zwingen. Thaksins Parteigänger hatten die Wahlen im Dezember 2007 gewonnen. Der damalige Regierungschefs Somchai Wongsawat - Thaksins Schwager - war jedoch im vergangenen Jahr durch monatelange Proteste und ein umstrittenes Gerichtsurteil aus dem Amt getrieben worden.

Seit 1932 gab es in Thailand 18 Staatsstreiche. Beobachter schließen einen weiteren nicht aus, falls sich die Lage weiter zuspitzt. Thaksin hatte am Sonntag aus dem Exil heraus erklärt, jetzt sei die "goldene Zeit" des Aufstands gegen die Regierung.

Mehrere Länder wie Singapur, Australien und Kanada warnten jetzt vor Reisen in das südostasiatische Land. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte auf seiner Internet-Seite mit, für Touristen bestehe keine besondere Gefahr, solange sie Menschenansammlungen und Demonstrationen fernblieben.

Thailands Regierung appellierte im Fernsehen an Ausländer und Touristen, Ruhe zu bewahren. Die Armee sei dabei, wichtige Infrastruktureinrichtungen und die Flughäfen zu sichern, hieß es in einer in englischer Sprache verlesenen Botschaft. (smz/dpa/rtr/AFP) 

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