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Trashtalk, bitte. Seattles Superstar Richard Sherman machte seinem Ruf als Großmaul vor dem Super Bowl alle Ehre. Er lästerte über Denvers Spielmacher Peyton Manning.

© dpa

Denver und Seattle im Super Bowl: Systemkampf in New York

Bei Denver gegen Seattle trifft im Super Bowl die beste Offensive auf die beste Defensive.

Da hat sich Richard Sherman ganz schön was eingebrockt, auch wenn ihm das vor ein paar Wochen nicht bewusst war. Der 25-Jährige von den Seattle Seahawks listete in seiner Nebenfunktion als Kolumnist für eine große amerikanische Internetplattform die seiner Ansicht nach fünf besten Quarterbacks der National Football League (NFL) auf – und an Platz eins setzte er: Peyton Manning. Also jenen Spielmacher von den Denver Broncos, auf den Sherman und seine Seahawks in der Nacht zu Montag in der 44. Auflage des Super Bowls treffen (0.30 Uhr, live bei Sat1 und Sport1US).

Derartiges Lob für die Konkurrenz ist Sherman normalerweise fremd, der Verteidiger zählt in einer Liga voller Großmäuler zu den Meistern des Trashtalks, regelmäßig verhöhnt er seine Gegner. Deshalb überraschte es kaum, dass er die Lästerei selbst in seinen Ausführungen über Manning nicht lassen konnte. Natürlich sei der Quarterback generationsübergreifend einer der herausragenden seines Fachs, aber manchmal werfe er „Ducks“. Mit „Enten“ meint er unorthodoxe Pässe mit eigenwilligen Flugkurven. Die Hundertschaften von Berichterstattern vor Ort dürften sich vor Freude die Hände gerieben haben: endlich Schlagzeilen!

Die Privatfehde zwischen Sherman und Manning lässt sich auch auf die im MetLife-Stadium von New Jersey erwartete Begegnung übertragen, die ein Duell der Systeme ist: weil Sherman die beste Defensive der Liga verantwortet und Manning die mit Abstand beste Offensive. Sherman führt eine junge Mannschaft an, die sich über Jahre von einem miserablen Team zu einem ernsthaften Titelkandidaten entwickelt hat und entsprechend wenig Erfahrung mitbringt: aus dem etwa 60 Spieler umfassenden Kader der Seahawks stand noch kein einziger im Super Bowl.

„Das kann ein großer Nachteil sein“, sagte Emmit Smith unter der Woche in einer Analyse für den Fernsehsender „ESPN“. Der legendäre Running Back, der mit den Dallas Cowboys dreimal das große Endspiel gewann, erinnerte sich an seine erste Super-Bowl-Teilnahme. „Ich bin damals ins Stadion gegangen, habe mich eine Runde warmgelaufen – und danach komplett hyperventiliert“, sagte Smith, „die Bühne und der Druck sind einfach gewaltig – und deshalb klappen die Sachen, die man sich vorgenommen und einstudiert hat, in der Regel fast nie.“

So gesehen sind die Denver Broncos deutlich im Vorteil, wenngleich auch sie nur vier Akteure mit Endspielerfahrung in ihren Reihen haben. Einer natürlich: Peyton Manning. In seinem dritten Super Bowl bietet sich ihm eine historische Chance: als erster Quarterback könnte Manning den Super Bowl mit verschiedenen Teams gewinnen. Vor dem Wechsel nach Denver hatte er die Vince-Lombardi-Trophäe 2007 mit den Indianapolis Colts geholt. Bei den Buchmachern wird Denver als leichter Favorit gehandelt. Manning, bekannt für seine akribisch-fanatische taktische Vorbereitung sagt dazu nur: „Ich bin kein Roboter, es wird ein enges Match.“

Und die Kritik von Sherman? Manning antwortet mit der Erhabenheit eines 37-Jährigen, der dutzende NFL-Rekorde gebrochen hat: „Wenn ich mir die Statistiken meiner Karriere anschaue, bin ich ziemlich stolz darauf. Egal, wie die Würfe aussahen.“ Darauf konnte selbst Sherman nichts mehr entgegnen.

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