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Empfang im Roten Rathaus. Und die Schale ist auch dabei.

© REUTERS

Die Goldelse trägt Blau-Weiß: Hertha feiert im Roten Rathaus

Herthas leicht angeschlagene Zweitligameister treffen sich im Roten Rathaus mit Bürgermeister Klaus Wowereit. Der lobt den Verein als "eines der größten Wirtschaftsunternehmen Berlins" - und spart auch sonst nicht mit Lob.

Berlin - Als Dieter Hoeneß noch den Titel eines Vorsitzenden der Geschäftsführung von Hertha BSC führte, träumte er gern und öffentlich davon, einmal im Cabrio mit der Meisterschale durchs Brandenburger Tor zu fahren. Das hat bekanntlich nicht ganz geklappt. Dieter Hoeneß ist nun schon seit zwei Jahren nicht mehr in Berlin, aber ein Teil seines Traumes ist doch noch wahr geworden. Seit Sonntag ist Hertha BSC im Besitz einer Meisterschale, und es stört sich in diesen beschwingten Berliner Frühlingstagen niemand daran, dass es nur der Ehrenpreis für den Ersten der Zweiten Liga ist. Am Montag nach der Meisterparty hat die Schale ihren ersten offiziellen Termin.

Es regnet, kein Cabriowetter, die Freunde luftiger Sportwagen müssen sich damit zufrieden geben, dass die Schale aussieht wie eine Radfelge. Klaus Wowereit hat ins Rote Rathaus eingeladen, es liegt geradezu symbolisch am Anfang einer möglichen Protokollstrecke zum Brandenburger Tor. Schon praktisch, wenn ein Fan und Vereinsmitglied (Mitgliedsnummer 50) im Hauptberuf Regierender Bürgermeister ist und über repräsentative Räumlichkeiten verfügt. „Herr Babbel, bitte nach vorn kommen!“, ruft Wowereit, neben dem Trainer sucht er auch noch Herthas Manager Michael Preetz und gibt sich dann zufrieden mit dem Hinweis, dass „einer ja auch arbeiten muss“.

Die kickende Belegschaft des führenden Berliner Fußballunternehmens ist noch ein wenig erschöpft von einer langen Partynacht auf Eiswerder. Gut gelaunt stellt der Regierende Conferencier fest, „dass Hertha eines der größten Wirtschaftsunternehmen Berlins ist“ und dass die gut 30 Millionen Euro Schulden ja irgendwie auch „zu Berlin passen“. Die Spieler lachen höflich, die Schale wandert von einem zum anderen, bis sie der kleine Fanol Perdedaj nicht mehr hergeben mag.

Die Viktoria mit Hertha-Schal.
Die Viktoria mit Hertha-Schal.

© Reuters

Weiter vorn im Säulensaal des Roten Rathauses plaudert der Hausherr über Herthas Aufstieg, er kreiert das schöne Wort „hauptstadtangemessen“ für die Zugehörigkeit zur Ersten Liga und entdeckt im Rückblick eine bundesweite Solidaritätsaktion, „die ganze Liga hat nach Herthas Abstieg gelitten“ bis weit in den Süden nach München. Immerhin das dürfte dort mit einigem Erstaunen zur Kenntnis genommen werden.

Die Rede kommt auf das offizielle Aufstiegsgeschenk der Stadt Berlin. Knifflige Angelegenheit, „eigentlich verschenken wir ja immer Bären“, sagt Klaus Wowereit, „aber das passt ja nicht so recht zu einer Fußballmannschaft.“ Also haben sich die Kollegen vom Protokoll etwas ausgedacht, was natürlich sehr viel besser zu einer Fußballmannschaft passt, nämlich eine Miniatur der Goldelse auf der Siegessäule, die Sanierung des Originals im Tiergarten werde bekanntlich in ein paar Tagen fertig gestellt. Goldelse? Siegessäule? Ratlos schaut der Brasilianer Ronny hinüber zu seinem Bruder Raffael.

Jetzt ist Markus Babbel dran, er bekommt von Wowereit die Miniatur überreicht. Die Mitarbeiter vom Protokoll haben der kleinen Goldelse schnell noch einen blau-weißen Herthaschal gehäkelt. Präsident Werner Gegenbauer bedankt sich für das schöne Geschenk und die nette Einladung und das „wunderbar renovierte Olympiastadion, Hertha wird dazu beitragen, dass es so wunderbar bleibt“. Eher beiläufig merkt Gegenbauer an, dass Vereinsmitglied Nummer 50 wohl wieder keine Zeit finden werde, bei der abendlichen Mitgliederversammlung (siehe Kasten) auf dem Messegelände sein Stimmrecht wahrzunehmen. Vereinsmitglied Nummer 50 hat im Roten Rathaus genug zu tun, wenn gerade keine Fußballmannschaft zu Besuch ist.

Am Montag widmet Klaus Wowereit seinem Lieblingsverein ein knappes Stündchen. Werner Gegenbauer sagt, gern würde er beim nächsten Mal mit einer größeren Trophäe vorbeischauen, „vielleicht kommen wir ja mal im DFB-Pokal ein bisschen weiter als bis zur zweiten Runde“. Wowereit entgegnet, daran habe er auch schon gedacht, aber noch lieber wäre ihm die richtige Meisterschale, „davon träume ich seit zehn Jahren“, und dafür halte er auch regelmäßig den Rathausbalkon in Schuss.

Markus Babbel lächelt ein wenig gezwungen, was aber vielleicht auch daran liegt, dass er immer noch die Miniatur in den Händen hält. Unauffällig abstellen geht nicht, sind zu viele Fotografen da, außerdem will das Fernsehen noch ein Interview. Beim Rausgehen drückt er sie dem Vereinsfaktotum Nello di Martino in die Hand. Im Trophäenschrank wird sich schon ein schönes Plätzchen finden lassen für die Goldelse mit gehäkeltem Herthaschal, am besten gleich neben der Meisterschale, die so aussieht wie eine Radfelge.

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