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Gegner für Klitschko: Der Nächste, bitte!

Wer könnte in absehbarer Zeit Schwergewichtsweltmeister Wladimir Klitschko herausfordern? Wer die Ranglisten aufmerksam durchgeht, findet ein halbes Dutzend schwerer Jungs, die die Boxwelt in naher Zukunft überraschen könnten.

Keine ernsthaften Gegner, nirgends: So lautete das vorschnelle Resümee, nachdem Wladimir Klitschko vergangenen Samstag in Moskau seinem russischen Herausforderer Alexander Powetkin (34) jede Runde abnahm – im Boxen wie im Freistil-Ringen. Ganz so dramatisch ist die Notlage allerdings noch nicht. Wer die Ranglisten aufmerksam durchgeht, findet ein halbes Dutzend schwerer Jungs, die zumindest das Kaliber haben, die Boxwelt in naher Zukunft zu überraschen.

Kubrat Pulew (unabhängige Weltrangliste: Nr.2):

Größere Gegner können Kubrat Pulew nicht erschrecken. Das hat der amtierende, immerhin 1,94 Meter große Europameister aus dem Berliner Sauerland-Stall schon bei seinem Abbruchsieg über Alexander Dimitrenko bewiesen. Der 32 Jahre alte Bulgare kombiniert solide Technik mit Herz und Hirn und wirkt auch mental sehr stark. Gutes Distanzgefühl, gute Balance. 18 siegreiche Kämpfe könnten für einen schnellen WM-Termin noch etwas wenig Erfahrung sein. Aber nächstes Jahr wäre er für Wladimir Klitschko eventuell der richtige Mann, nämlich ein mutiger Gegner, der zum Gewinnen in den Ring kommt.

(Nächster Kampf: noch offen)

Tyson Fury (Nr. 4):

Den richtigen Rahmen für sportliche Größe bringt Tyson Fury schon mal mit. Der 2,06 Meter Profi mit englisch-irischem Blut hätte gegen Klitschko sogar Vorteile in der Reichweite. Seine Fäuste sind nicht die schnellsten, haben dafür gehörig Power. Einige seiner 21 Siege (15 davon vorzeitig) waren knapp oder wenig beeindruckend. In anderen wiederum konnte er auch veritable Gegner (Steve Cunningham, Kevin Thompson) klar besiegen. Viel wird von dem britischen Gipfel mit David Haye abhängen, der 2014 steigt: Gewinnt Fury, stehen dem charmant auftretenden Engländer alle Türen offen.

(Nächster Kampf: 8. Februar 2014 in Manchester gegen David Haye)

Robert Helenius (Nr. 5):

Wenn die Physis besser mitspielen würde, wäre Robert Helenius längst mehr als ein Insider-Tipp. Der 29-jährige Finne aus dem Sauerland-Stall hat das Gardemaß (2 Meter) und die Rechte von Thor, die schon ehemalige Weltmeister wie Sergei Ljachowitsch und Samuel Peter mit viel Überzeugungskraft ausschaltete. Der „Nordic Nightmare“ hat dazu auch das Auge und den Hirnschmalz für die passende Strategie. Nach einem schmeichelhaften Sieg über Dereck Chisora und mehreren Verletzungen bestehen nun jedoch Zweifel, ob er es wirklich nach ganz oben schafft. Außerdem ist er bei allem Ehrgeiz fast schon zu nett und fair dafür.

(Nächster Kampf: noch offen)

Deontay Wilder (Nr. 12):

Mit 2,01 Meter Körpergröße und 2,15 Meter Reichweite kann Deontay Wilder locker auf Augenhöhe begegnen. Amerikas letzter Medaillengewinner bei Olympischen Spielen (Bronze 2008 in Peking) hat das physische Format, den Punch und mit Oscar de la Hoya auch den einflussreichen Promoter, um bald eine WM-Chance zu erhalten. Die imposante Zwischenbilanz (29 vorzeitige Siege in 29 Kämpfen) ist ihm durch vorsichtiges Matchmaking allzu leicht gemacht worden. Dafür konnte der sehr bewegliche Profi aus Alabama zuletzt den früheren Champion Ljachowitsch ausknocken – sowie im Sparring mit Wladimir und David Haye Erfahrung auf höchster Ebene sammeln.

(Nächster Kampf: 26. Oktober in Atlantic City gegen Nicolai Firtha)

Bryant Jennings (Nr.27):

Dass er spät angefangen hat zu boxen, merkt man Bryant Jennings kaum noch an. Der 29-jährige US-Profi aus Philadelphia legt viel Tempo in seine Kombinationen, bewahrt auch unter Druck die Ruhe, kann einstecken und steht auf flinken Beinen. Sein Promoter Russel Peltz baut ihn klug, aber eben nicht zu vorsichtig auf. Schon jetzt sehen viele in dem 1,88 Meter großen USBA-Champion, der von seinem Vater Fred trainiert wird, einen künftigen WM-Anwärter. Der nächste Philly-Fighter als Champion? Noch zwei, drei Aufbaukämpfe, dann weiß Amerika sicher mehr.

(Nächster Kampf: noch offen)

Magomed Abdusalamow (Nr. 29):

Abdusalamov sieht auf den ersten Blick nicht gerade beeindruckend, um nicht zu sagen harmlos aus. Im Ring kennt der 32-jährige Rechtsausleger aus Dagestan, der in Florida trainiert, allerdings nur den Vorwärtsgang. Mit der inneren Ruhe und Urkraft eines Traktors treibt der furchtlose, 1,90 Meter große zweifache russische Amateur-Champion seine Gegner so lange vor sich her bis sie fallen. Resultat: 18 vorzeitige Siege in 18 Kämpfen, davon 16 in den ersten drei Runden – unter anderem auch über den turmhohen Jameel McCline. Hier kommt etwas ganz Spezielles auf die Weltelite im Schwergewicht zu – auch wenn Abdusalamow bisher kaum auf nennenswerten Widerstand traf.

(Nächster Kampf: 2. November in Atlantic City gegen Mike Perez)

Bertram Job

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