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Medien: Abschied von Afrika

Die letzte Reportagereise von ARD-Korrespondent Schaaf

David Livingstone hat das Afrika-Bild der Europäer wie wohl kein anderer geprägt. Von seiner Ankunft in Südafrika im Jahre 1840 bis zu seinem Tod 33 Jahre später am Tanganjikasees hat der schottische Missionar und Forscher mit seinen Reiseberichten Europas Interesse am schwarzen Kontinent geweckt. Livingstone war überzeugt, durch die Verbreitung des Christentums das Los der Afrikaner zu verbessern. Seine Entdeckungen machten ihn aber auch zum Wegbereiter der kolonialen Landnahme.

ARD-Korrespondent Stefan Schaaf hat in seinem letzten Beitrag aus dem südlichen Afrika einige der Orte besucht, die Livingstone als erster Europäer sah. Gleichzeitig hat Schaaf die Reise zu einer persönlichen Spurensuche und einem Resümee seiner sieben Jahre in einem Kontinent genutzt, von dem er sich nun verabschiedet. Konkret geht es ihm um eine oft gestellte Frage: Ist Afrika an seinen heutigen Problemen selber schuld oder hat die von Livingstone eingeläutete Kolonialzeit den schwarzen Kontinent derart traumatisiert, dass er partout nicht auf die Beine kommen will?

Schaaf ist um eine differenzierte Sicht bemüht. Um die Ambivalenz des Kontinents aufzuzeigen, kontrastiert er die völlig unterschiedliche Entwicklung zweier von Livingstone bereisten Länder: Auf der einen Seite dem bis zu seiner Unabhängigkeit 1966 bitterarmen Botswana, das die Einnahmen aus dem Tourismus und der Diamantenförderung sinnvoll verwendet hat und heute als Musterstaat des Kontinents gilt. Auf der anderen Simbabwe, wo ein machthungriger Diktator ein ehemaliges Entwicklungsmodell wissentlich ruiniert hat.

Besonders anschaulich zeigt der Film am Beispiel von Malawi die Folgen der Korruption, die in Afrika weit tiefer als anderswo verwurzelt und gesellschaftlich zum Teil auch akzeptiert ist. Hier kontrastiert der Film einen dem Gemeinwohl verpflichteten Schiffskapitän mit einem jungen Parlamentarier, dem es allein um die Mehrung des eigenen Wohlstands geht. Gleichzeitig schimmert jedoch immer wieder die Lebenslust der Afrikaner und ihre Kreativität inmitten der Armut durch. Und auch das exotische Afrika-Bild fehlt nicht: Dazu gehören grandiose Aufnahmen der 1855 von Livingstone „entdeckten“ Victoria-Fälle.

Bei aller Sympathie für Afrika bleibt ein eher ernüchterndes Fazit: Zwar sind Europa und Afrika unauflöslich verwoben, doch bleiben beide Kontinente einander fremd. Mehr Hilfe der reichen Länder wird die tiefe kulturelle Kluft kaum überbrücken, sondern die Abhängigkeiten nur verstärken. Die Genesung kann nicht aufgestülpt werden, sie muss aus dem Kontinent und von den Afrikanern kommen.

„Auf den Spuren von Dr. Livingstone“: ARD, 16 Uhr 15

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