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Medien: Adieu Springer, adieu Adenauer

„Spiegel-Affäre“: Haffner wechselte in „Panorama“ die Seiten

Herr von Paczensky, die „SpiegelAffäre“ trieb Sebastian Haffner in die „Panorama"-Sendung vom 4. November 1962. Eine Sensation? Immerhin war Haffner ein Konservativer und Hausautor von Springers „Welt".

Eben. Haffner war Renommier-Kolumnist der „Welt“, nachdem Springer sie von einem liberalen Blatt zu einer ultrakonservativen Postille von Fanfarenbläsern des Kalten Krieges umfunktioniert und damit der Regierung Adenauer sympathischer gemacht hatte. Dass Haffner nun in „Panorama“ gegen die Bundesregierung auftrat, musste in seinem bisherigen Lager sensationell wirken. Dass er zunächst vergeblich versucht hatte, seine Meinung in der „Welt“ zu veröffentlichen, wusste kaum jemand. Ich glaube, dass Haffner durch die „Spiegel-Affäre“ schlagartig sah, auf welchen politischen Irrweg er sich eingelassen hatte.

Wie kam es zu diesem Fernsehauftritt?

Haffner hatte bei unserem Redakteur Gösta von Uexküll angefragt, ob er bei uns zu Wort kommen könne, und als Uexküll mich fragte, ob ich einverstanden sei, saß er schon in der Fernsehkantine in Hamburg-Lokstedt. Natürlich war ich einverstanden.

Wussten Sie, was Haffner sagen wird?

Ich wußte es nicht, sondern erfuhr es erst, als ich die Aufzeichnung ansah. Ich war ja dabei, unsere „Spiegel"-Sendung aus vielen aktuellen Einzelstücken zusammenzusetzen. Fertig wurde sie erst kurz vor der Sendung, und große Teile meiner Moderation schrieb ich noch, als die Sendung schon lief.

Hat der Beitrag etwas bewirkt?

Sicher hat er sehr dazu beigetragen, der Sendung das gewaltige Echo zu verschaffen, das sie gefunden hat: ganz allgemein im Fernsehpublikum, aber besonders bei der Regierungspartei und der Bundesregierung, die uns schon lange argwöhnisch beobachteten. Regierung und CDU/CSU hatten längst gezeigt, dass sie die Wirkung des Fernsehens größer einschätzten, als es damals die Presse tat.

Das Gespräch führte Joachim Huber.

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