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Medien: Auf Leben und Tod

Neue ARD-Dokureihe zur Geschichte der Medizin

Es geht um Leben und Tod, und wenn Sie ab und zu für wenige Minuten die Augen zudrücken, dann werden sie am Ende beeindruckt sein von dieser Dokumentation. In vier Teilen zeigt das Erste die Geschichte der Medizin. Schwer vorstellbar, heute, dass es, um nur ein Beispiel aufzugreifen, einmal eine Zeit ohne Betäubungsmittel und ohne Narkose gab. Und doch: Erst 1846 wurde die Anästhesie erfunden. Das war in Boston. Der Zahnarzt William Morton ließ einen Patienten erstmals Äther inhalieren – und man bangte, ob er jemals wieder aufwachen würde. Keine ganz unbegründete Sorge. Die Erfindung revolutionierte die Chirurgie, die bis dahin einer Folter gleichgekommen war. Der Beruf des Chirurgen wurde mit einem Schlag von seinem Schrecken befreit, ein Stück weit zumindest.

Diese und andere historische Highlights der Medizin tauchen in der Dokumentation auf, werden zum Teil mit Schauspielern mehr oder weniger gut szenisch rekonstruiert, sind aber fast immer interessant. Dazu gibt es Interviews mit Experten.

Man sieht auch Christiaan Barnard, den ehrgeizigen südafrikanischen Chirurgen, der 1967 die erste Herztransplantation durchführte – ohne großen Erfolg. Und sogar Robin Warren und Barry Marshall kommen vor, die beiden Australier, die im Dezember den Medizin-Nobelpreis bekommen für ihre Entdeckung des Magenbakteriums „Helicobacter pylori“. Wieder eine Revolution: Bis zu der Entdeckung der beiden rückte man Magengeschwüren gern mit dem Messer zu Leibe. Seit Marshalls Selbstversuch, bei dem er Milliarden Bakterien schluckte und eine akute Gastritis entwickelte, weiß man: Ein Antibiotika-Cocktail reicht, um viele Patienten von ihren Magengeschwüren zu befreien.

Das alles ist gut gemacht und sehenswert, streckenweise sogar fesselnd. Erst da, wo die Dokumentation versucht, besonders originell zu sein, scheitert sie. Der rote Faden, der die Teile der Reihe zusammenschnüren soll, ist eine Gartenparty einer großen Familie. Vom Enkelkind bis zur Oma sind alle da. Die Krankheiten, die die einzelnen Schicksale überstanden haben, führen dann zurück zu den Sternstunden der Medizin. Das ist ja nicht unbedingt eine schlechte Idee, nur die Umsetzung ist nervig. Plötzlich fällt selbst die Erzählstimme in einen Tonfall, als würde sie einen Kindergarten ansprechen. Aber das sind, wie gesagt, immer nur wenige Minuten, die man gut nutzen kann, um sich etwas zum Knabbern zu holen.

„Auf Leben und Tod – Sternstunden der Medizin“. Vierteilige Doku. Erste Folge am Montag, 21 Uhr 45, ARD.

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