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Medien: Aus Liebe zu Adorno

IM RADIO Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten Seit längerem werden im Feuilleton dieser Zeitung täglich ein paar Zeilen Adorno gereicht. Mitunter will einem das Häppchen im Halse stecken bleiben.

IM RADIO

Tom Peuckert verrät, was

Sie nicht verpassen sollten

Seit längerem werden im Feuilleton dieser Zeitung täglich ein paar Zeilen Adorno gereicht. Mitunter will einem das Häppchen im Halse stecken bleiben. Der intellektuelle Zeitgeist strebt nach Nüchternheit und Pragmatismus, vollmundige Apokalyptik steht unter Generalverdacht. Aber der Zeitgeist ist natürlich auch nur ein beschränkter Ratgeber. So kommt die Medienoffensive zu Adornos 100. Geburtstag im September gerade richtig für einen Blick über den historischen Tellerrand. „Geliebter Teddie“ heißt ein schönes Feature von Rosvita Krausz, das uns in versunkene Epochen entführt. Rund vier Jahrzehnte ist es her, dass Teddie Adorno die geistige Jugend Deutschlands mit seiner musischen Radikalität bezauberte. Krausz hat einstige Frankfurter Studenten über Adorno befragt. Wie der Titel vermuten lässt, ist viel von Charme und Güte, Aura und Faszination, ja von Liebe die Rede (Deutschlandfunk, 5. September, 20 Uhr 10, UKW 97,7 MHz).

Vielleicht darf man sagen, dass Leo Tolstoi die Dialektik der Aufklärung am eigenen Leibe durchlitten hat. Wie fortwährende Hellsicht zu immer dunkleren seelischen Qualen führt. Tolstoi wollte ein Aufklärer und Sozialreformer sein, aber er erkannte seine komplette Wirkungslosigkeit. Er wollte ein christlicher Held sein, aber überführte sich selbst als glaubensschwacher Feigling. Ralf Berhorst erzählt in seinem Feature „Ich ziehe mich zurück vom Leben dieser Welt“ die finale Episode in Tolstois biografischem Drama: Als steinalter Mann flieht er aus seinem Haus und von seiner Familie. Es soll endlich Schluss sein mit Lüge und Selbstbetrug. Der Greis vagabundiert durch das Land, zehn Tage nach seiner Flucht stirbt er auf einem schäbigen Provinzbahnhof an Lungenentzündung (SWR 2, 31. August, 18 Uhr 30, Kabel UKW 107,85 MHz).

Wesentlich leichter lebt da Kommissar Maigret. „Maigret in Kur“ heißt die letzte Episode der sommerlichen Reihe mit Radioinszenierungen immergrüner SimenonRomane. Maigret erholt sich in angenehmer Landschaft, als ein älteres Fräulein im örtlichen Musikpavillon ermordet wird. Während langer Spaziergänge sinniert der Kommissar über den Fall. Er ist nur ein entspannter Ratgeber für die ermittelnden Beamten, aber natürlich sind es gerade seine Freizeitaktivitäten, die am Ende Licht ins Dunkel bringen (Radio 88.8, 31. August, 22 Uhr, UKW 88,8 MHz).

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