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''Berliner Zeitung'': IM „Gregor“

Thomas Leinkauf von der „Berliner Zeitung“ war Stasi-Mitarbeiter. Der Chefredakteur hält dennoch an ihm fest.

Einer der leitenden Redakteure der „Berliner Zeitung“ hat für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) gearbeitet. Wie am Freitag bekannt wurde, war Thomas Leinkauf, verantwortlich für „Seite 3“ und „Das Magazin“, von November 1975 bis August 1977 für die Hauptabteilung Aufklärung aktiv. Leinkauf wurde als IM „Gregor“ geführt, wie die jetzt entdeckte Akte aus der Birthler-Behörde ausweist. Sie liegt dem Tagesspiegel vor.

In seiner Verpflichtungserklärung vom 29. November 1975 sagte der heute 54-jährige Leinkauf zu, „das MfS entsprechend seiner Möglichkeiten gewissenhaft, zielstrebig, diszipliniert und mit hoher Einsatzbereitschaft zu unterstützen“. Ferner erklärte er sich bereit, je nach Notwendigkeit und Situation, „Aufgaben in Westberlin oder in der BRD zu erfüllen“. Aus den sogenannten 14 „Treffberichten“ geht hervor, dass der damalige Student an der Humboldt-Universität in Ostberlin Kommilitonen und Lehrpersonal bespitzelte. Beendet hat die Stasi die Zusammenarbeit mit IM „Gregor“ unter anderem wegen „unparteilichen Verhaltens“.

Die Chefredaktion der „Berliner Zeitung“ hat nach eigener Auskunft von der früheren Stasi-Tätigkeit ihres Mitarbeiters gewusst. Chefredakteur Josef Depenbrock ließ mitteilen, dass sich Leinkauf „zu den Vorgängen in seiner Studentenzeit gegenüber der Chefredaktion ausreichend erklärt“ habe. Aus Sicht der Chefredaktion bestehe kein Anlass, „nach nun über 30 Jahren seine uns gegenüber offen dargestellte und nur vorübergehende Beziehung zur Staatssicherheit heute noch durch berufliche Sanktionen zu ahnden.“

Thomas Leinkauf war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Zu Welt online sagte er, „ich war damals jung, ich war Student.“ Er betonte, während seiner Zeit als Journalist nicht mit der Stasi kooperiert zu haben. Leinkauf arbeitet seit 1979 für die „Berliner Zeitung“. Für das Blatt hat sich der Journalist des öfteren mit dem Thema „Stasi“ befasst. Im Juni 2008 hat er zusammen mit Peter Pragal die Chefin der Birthler-Behörde, Marianne Birthler, interviewt. Im Januar dieses Jahres hat er einen langen Beitrag ins Blatt gehoben, der mit Hubertus Knabe, dem Direktor der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, sehr hart ins Gericht geht.

Und am 21. Juni 2006 hatte Thomas Leinkauf über den Streit zwischen Jenny Gröllmann und ihrem Ex-Mann Ulrich Mühe geschrieben: „Der Richter hat nun zu entscheiden, ob Ulrich Mühe weiter behaupten darf, dass Jenny Gröllmann wissentlich mit der Stasi zusammengearbeitet hat. Nur einige Details eines heute schwer zu rekapitulierenden Vorgangs können hier erwähnt werden. Aber sie lassen ahnen, dass es mit der Wahrheit komplizierter sein könnte, als es in den Akten steht.“Joachim Huber/Tim Klimeš

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