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Medien: "Big Brother": Sturm auf die Studios

Da muss der Franzose jetzt durch. Gerade ist im Privatsender M6 die "Loft Story" angelaufen, wie die französische Ausgabe von "Big Brother" heißt.

Da muss der Franzose jetzt durch. Gerade ist im Privatsender M6 die "Loft Story" angelaufen, wie die französische Ausgabe von "Big Brother" heißt. Es ist die erste Staffel, entsprechend sind die Reaktionen. In Paris, wo 1789 gleich eine ganze Bastille genommen wurde, haben etwa 200 aufgebrachte Demonstranten die "Loft Story"-Studios zu stürmen versucht. Sie hatten zur Befreiung "der Geiseln von M6" aufgerufen. Auf Spruchbändern wurde "M" zu "Merde" ("Scheiße"). Die Studio-Wächter setzten Tränengas ein.

Da müssen die Franzosen durch. Während zahlreiche Kritiker das "Spanner"- und "Trash-TV" anprangern, meldet M6, der zur Bertelsmann-Tochter RTL gehört, einen Zuschauerrekord nach dem anderen. Das Gewinnerpaar der auf 70 Tage angesetzten Sendung bekommt ein Haus in Südfrankreich geschenkt.

Die Deutschen sind durch. Am Samstag ging die dritte Staffel von "Big Brother" zu Ende. RTL fand es am Sonntag noch nicht der Mühe wert, eine Pressemitteilung über die Gewinnerin, Karina aus Gera, auszusenden. Der Erfolgssender hatte keinen Erfolg, und keine Erfolge werden nicht gemeldet. 1,75 Millionen Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren schalteten ein; bei der Finalsendung der zweiten Staffel vor fünf Monaten waren es 7,49 Millionen. Die 8,16 Millionen Zuschauer beim Schlager-Grand-Prix verhalfen der ARD am Samstag zum Quotensieg.

Hätten wir den Franzosen zu raten, würden wir insbesondere den Kritikern raten: Enthaltung, Entkrampfung, Entspannung. "Big Brother" ist ein Fernseh-Virus, der einen Schnupfen auslösen kann. Medizin und Mediziner sind überflüssig. "Big Brother" gefährdet selbst als "Loft Story" die Gesundheit eines Fernsehvolks nicht. Aber vielleicht stellt sich Gelassenheit erst ein, nachdem der Virus überwunden wurde.

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