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Medien: Boxerphilosophie und Verlegertod

Norbert hat 28 Jahre bei Thyssen als Schlosser gearbeitet. Ein deutscher Facharbeiter, dem nun die Existenz unter den Füßen weggezogen wird.

Norbert hat 28 Jahre bei Thyssen als Schlosser gearbeitet. Ein deutscher Facharbeiter, dem nun die Existenz unter den Füßen weggezogen wird. In seinem Feature „Der Abstieg“ dokumentiert Reinhard Schneider, wie die Zumutungen einer neuen Arbeitswelt über Norbert hereinbrechen. Keine soliden Jobs mehr für klassische Industriearbeiter, dafür radikale Ausbeutung bei sogenannten Zeitarbeitsfirmen. Entweder Norbert unterwirft sich den Gesetzen eines neuen Raubtierkapitalismus oder er verschwindet in der Arbeitslosigkeit. Am Ende seines kurzen und heftigen Abstiegs bleibt ihm nicht einmal mehr diese Wahl (Kulturradio, 21. Februar, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Unter dem Titel „Trost, Trauer und Zorn“ stellt Hans-Jürgen Heinrichs drei neuere philosophische Bücher vor, die menschliche Gefühlswelten und ihre kulturgeschichtliche Bedeutung reflektieren. Peter Sloterdijk hat ein Werk über den Zorn als Triebkraft der Geschichte vorgelegt, George Steiner über die ewige Trauer des Denkens geschrieben und Hans Blumenberg den Trost als gemeinsame Schnittmenge von Religion und Psychotherapie reflektiert. Heinrichs nimmt die Texte zum Anlass, über die alten Gefühle des Menschen in einer neuen Welt nachzudenken (Deutschlandradio Kultur, 22. Februar, 19 Uhr 30, UKW 89,6 MHz).

„Mann am Boden, jutet Jefühl“, hat Graciano Rocchigiani die philosophischen Hintergründe des Boxens treffend zusammengefasst. In ihrer Langen Radionacht „K.o. in der achten Runde“ erzählt Maike Albath von Geschichte und Gegenwart des Faustkampfs. Wie selbiger im antiken Griechenland als ehrenvolle Beschäftigung für das gehobene Bürgertum galt. Wie im ritterlichen Mittelalter nur noch auf Rummelplätzen geboxt wurde. Wie der neuzeitlich domestizierte Boxsport von England aus die ganze Welt eroberte. Natürlich sind beinahe alle Legenden der Boxgeschichte wie Max Schmeling oder Bubi Scholz am Start. (Deutschlandradio Kultur, 24. Februar, 0 Uhr 05).

Tief in die Labyrinthe einer Künstlerseele führt Matthias Baxmanns Hörspiel „Entweder bin ich irr oder die Welt“. Eine Collage aus frühen Tagebuchaufzeichnungen des Autors, Malers und Theaterregisseurs Einar Schleef. Wie kein zweiter seiner Generation hat der 1944 geborene Schleef die Tragödie der eigenen Biografie mit den Abgründen der deutschen Geschichte in Beziehung gebracht. Die blutige Komik der deutschen Teilung und die Absurdität einer Kindheit in der ostdeutschen Provinz. Kurz vor seinem Tod im Jahr 2001 hat Schleef die frühen Tagebücher noch einmal schriftlich kommentiert. Das Hörspiel collagiert die Lebenszeugnisse des deutschen Extremkünstlers zu einer aufwühlenden Chronik (Kulturradio, 25. Februar, 14 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Der amüsante Radiokrimi „Literatur Letal“ von Carla Spies und Thomas Doktor kombiniert schöne Literatur mit einem schnöden Verbrechen. Im illustren Leseort Klagenfurt liegt ein deutscher Großverleger mausetot am Seeufer. Die überforderte Provinzpolizei tippt auf Selbstmord, aber der zufällig anwesende Detektiv Viktor Berger hat da ganz andere Vermutungen. Eigentlich ermittelt Berger nur im glanzvollen Musikbusiness, trägt er doch den Ehrentitel „Pop-Detektiv“. Doch der Verleger hinterlässt eine überaus attraktive Witwe, die Berger zu Recherchen im drögen Literaturbetrieb animieren kann. Allerdings mit unerfreulichen Ergebnissen für die Auftraggeberin (Deutschlandradio Kultur, 25. Februar, 15 Uhr 05).

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