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Medien: Das DDR-TV

Ein Programm nach dem anderen surft auf der Ost-Welle

Zwischen den Fernsehsendern hat ein merkwürdiger Wettlauf eingesetzt: Wer hat die erste, und wenn schon nicht die erste, dann die ultimative DDR-Show im Programm? Nach Stand heute liegt das ZDF in Mainz vorne. Am kommenden Sonntag wird in der „Ostalgie-Show“ ein nostalgischer Kessel Buntes angerührt. Die echten „Ossis“ Andrea Kiewel und Marco Schreyl wollen die anderen echten „Ossis“ daran erinnern und die „Wessis“ damit vertraut machen, was bei den DDR-Bürgern so alles angesagt war: Welche Platten hörten sie, welche Mode bevorzugten sie, was eigentlich dachten sie über die „Wessis“? Nach der ZDF-Premiere stürzt sich der Privatsender Sat 1 aufs Thema. „Die ultimative Ost-Show“, für den 23. und den 30. August angesetzt, will nach Senderangeben einstige Helden, Stars und Aktivisten des „Arbeiter- und Bauernstaates“ auf der Bühne versammeln wie landestypische Besonderheiten vorgestellt werden. In einem Werbesspot, der nicht ohne Anstrengung witzig ist, wird zum Beispiel auf die lange Wartezeit für ein DDR-Auto angespielt: „Was bedeutet Trabant 601? 600 haben ihn bestellt, einer hat ihn bekommen.“ Bilder aus den Fernseharchiven, Videos und Gäste im Studio sollen die Show lebendig machen. Neben der Sängerin Nina Hagen und Moderator Kai Pflaume hat auch der ehemalige Berliner Wirtschaftssenator und PDS-Poliktiker Gregor Gysi zugesagt. Es moderieren der West-Mann Ulrich Meyer („Für mich war die DDR genau so weit weg wie die Mongolei“) und die Ost-Größe Axel Schulze („Tolle Sache“).

Neben Sat 1 will auch der private Konkurrent RTL von der DDR-(N)Ostalgie profitieren. Oliver Geißen sowie Eiskunstläuferin Katarina Witt präsentieren vom 3. September an die vierteilige Sendung „Die DDR Show“. Mit einem „zwinkernden Auge“ wolle sie als Co- Moderatorin durch die Sendung führen, sagte die zweifache Olympia-Siegerin aus der DDR vor kurzem bei der Präsentation der Sendung in Hamburg. „Ich habe keine Angst, dass die Sendung den Blick auf die DDR vergröbert“, sagte Witt. „Klischees gibt es überall. Und der Sinn der Show ist es, die Menschen zu unterhalten.“

Mit „aufgeschlossener Skepsis“ beobachtet derzeit der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, die DDR-Welle auf dem Bildschirm. Einerseits sei es eine Chance, dass sich massenmediale Formate des Themas DDR annähmen. Andererseits sieht Krüger die Gefahr der Boulevardisierung. Einer „Fundgrubenmentalität“ gleich sei das Interesse an der DDR in all ihren Facetten derzeit ausgesprochen groß. „Die Suche nach Authentizität hat begonnen, auch nach Widersprüchlichkeit. Das macht das DDR-Thema so spannend“, sagte Krüger der dpa.

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