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Der Ball ist ECKIG: Die Ära des Postnetzerismus

Günter Netzer nimmt Abschied - und lacht

Existenzphilosophisch gesprochen gibt es zwei Seinskonzepte: Einerseits das Hape-Kerkeling’sche: Ich bin dann mal weg; andererseits das Günther-Jauch’sche: Ich bin gleich wieder da. Jauch hat zwei Jahrzehnte Privatfernsehen hinter sich, er ist der geschmeidigste aller Werbeblockansager des Landes. So, wir machen jetzt eine kleine Pause, liebe Leser, Sie sollten in der Zwischenzeit anrufen, wenn Sie folgende Frage beantworten: Welche Zeitung lesen Sie gerade?

a) den Osservatore Romano

b) den Tagesspiegel

Zu gewinnen gibt es einen RTL-freien Fußball-WM-Tag, den Dienstag. Bleiben Sie dran, ich bin gleich wieder da.

Hallo! Der Fairness halber muss gesagt werden, dass neben Jauch der sachkundigste aller sogenannten Experten seinen Dienst tut: Jürgen Klopp, Fußballtrainer bei Borussia Dortmund, der behende auf dem Bildschirm Männchen verschiebt, Kringel malt und mit Pfeilen hantiert. Er ist anders als Kahn-Scholl-Klinsmann angstfrei und unverdruckst vor der Kamera, Klopp macht die Zuschauer – eigentlich ein öffentlich-rechtlicher Auftrag – klüger und nicht dümmer.

Ein anderer nimmt Abschied, es wird bald von der Zeit des Postnetzerismus zu sprechen sein. Egal, egal. Er hat der Welt rund ums Spiel der Deutschen gegen England Sätze geschenkt, die jeder künftig laut vor sich hinsprechen kann, und Günter Netzer ist wieder da: „Fußball ist Drama, Fußball ist Fehlentscheidungen des Schiedsrichters, sie müssen erhalten bleiben.“ – „Es ist ganz wichtig, dass er da die Ellbogen breit gemacht hat.“ – „Ein große Verkettung von Großtaten.“ – Das muss noch verbessert werden, die Chancenauswertung, das ist notwendig.“ – „Das kann sein, dass er mit dem Kopf zu tun hat.“ – „In solchen Spielen werden Helden geboren.“ Inwischen lacht der Griesgram sogar. Norbert Thomma

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