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Medien: Der Mannschaftsspieler

Nico Hofmann gratuliert UFA-Chef Wolf Bauer zum 25-jährigen Dienstjubiläum

Die Dienstanweisung kam vom Chef des Hauses selbst, und sie war unmissverständlich: Wenn die UFA in Berlin heute ihr Unternehmen feiert, dann soll es ein Fest der Programmmarken und der Talente werden und auf gar keinen Fall ein Jubiläumstribut an den Chef der UFAHolding, Wolf Bauer (55). Öffentliche Auftritte zwischen Stars, Sternchen und Eitelkeiten sind seine Sache nicht, und dennoch kommt Wolf Bauer am heutigen Festtag nicht am Jubiläum vorbei: 25 Jahre ist Bauer bei der UFA, das sind 25 Jahre eines stetigen Wachstums zur größten deutschen Produktionsgesellschaft – und übrigens auch einer von europäischer Bedeutung.

Wolf Bauers Aufbauarbeit in den letzten 25 Jahren ist ein beachtlich. Unter ihm ist die UFA kein schweres Schlachtschiff geworden, das sich nur schwierig auf rauer Medien-See bewegen könnte. Bauer hat vielmehr mit einer geschickten Portfolio-Politik in sechs eigenständige Unternehmen investiert, die unter dem Dach der UFA-Holding zusammengeführt sind, aber über ihre Geschäftsführer eine weitgehend eigenständige und hochkreative Dynamik entwickeln: Egal ob „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ oder „Verliebt in Berlin“ (Grundy UFA), „Deutschland sucht den Superstar“ (Grundy Light), „Edel & Starck“ (Phoenix Film), „Ein starkes Team“ (UFA Fernsehproduktion), „Mein großer dicker peinlicher Verlobter“ (UFA Entertainment) oder „Stauffenberg“ (teamworX) – es vergeht im deutschen Fernsehen kein einziger Tag, bei dem die UFA nicht mit ihren Programmmarken auf Sendung wäre.

Hinter Bauers Portfolio-Politik liegt aber auch ein ganz anderes Kalkül: Durch die Unterschiedlichkeit der einzelnen Firmen kann sich die UFA insgesamt schneller den jeweiligen Trends widmen. Egal ob fiktionales Erzählen, der Showbereich, die industrielle Fernsehproduktion (wie jetzt beispielsweise mehr denn je bei den Telenovelas gefragt) oder die klassische Serienunterhaltung – die UFA-Firmen werden von ihrem Holding-Chef Wolf Bauer tüchtig unter Dampf gehalten, wenn sie neue Trends und Entwicklungen aufspüren sollen.

Und bei eben diesen Trends ist Bauer selbst der Master of Ceremony. Fünf Jahre lang wurden in der UFA alle lateinamerikanischen Telenovela-Erfolgsformate studiert, bevor Wolf Bauer mit „Bianca – Wege zum Glück“ und später dann mit „Verliebt in Berlin“ eine neue Programmfarbe zur Trendfarbe machte. Enorm viel Zeit wird im Moment unter Bauers Führung in die Entwicklung neuer Inhalte für die verschiedenen Vertriebswege, die die digitale Welt bietet, investiert – so in den Bereich der Mobiltelefone und in die neuen Möglichkeiten, die mittels der UMTS-Technik den Film aufs Handy bringen sollen. Nebenbei betreibt Bauer mit Thomas Schadt, dem Chef der Ludwigsburger Filmschule, eigene Kreativ Lab’s, in denen junge Studenten in den Bereichen serieller Fernsehunterhaltung und neue Technologien mit den Befindlichkeiten des Marktes zusammengeführt werden.

Wolf Bauer steht aber auch für einen neuen Produzententyp: Die Eigenständigkeit der kreativen produzentischen Leistung, auch und gerade gegenüber den Fernsehsendern, steht bei ihm als oberstes Gebot. Die reine technische Durchführung ist seine Sache nicht und das oftmals wiederholte Vorurteil, dass die Sender selbst die kreativeren Ideengeber seien, bringt einen Mann wie Bauer oftmals zur leidenschaftlichen Diskussion. Aber auch hier bleibt er ein offener und fairer Dialogpartner und dies gilt auch für Bauers Bemühungen, mit der Interessengemeinschaft Film20 film- und medienpolitisch stärker Gehör zu finden (wobei ihm gerade der Weggang der öffentlich-rechtlichen Bavaria-Gruppe und von Studio Hamburg aus dem Film-20-Verbund am meisten Leid tat).

Was die UFA selbst anbetrifft, ist dort emotional übrigens alles anders als bei Mercedes Benz und Jürgen Schrempp: Einen Mann wie Wolf Bauer an der Spitze des Unternehmens wünschen sich die UFA-Mitarbeiter auf Dauer und so lange wie nur irgend möglich. Die einen schätzen Bauers buddhistische Gelassenheit, die anderen seinen enorm teamorientierten Spirit. Doch hinter allem Charme, der mediterranen Ausgeglichenheit und dem verbindlichen Auftritt liegt ein ungeheuer starker, sportiver und energiegeladener Wille: der nach Exzellenz.

Wenn die UFA also am heutigen Donnerstag feiert, und mehr als 400 Gäste – ihre wichtigsten Geschäftspartner, Künstler und Freunde – nach Berlin lädt, dann wird Wolf Bauer um eines nicht herumkommen: Er darf sehr stolz sein.

Nico Hofmann ist Regisseur und Produzent; er leitet die Produktionsfirma teamworX.

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