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Medien: Dichters Finanzen

Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten Im Kulturradio existiert der Schriftsteller als Vorlesender und als Vorgelesener. Als Autor von Hörspielen.

Tom Peuckert verrät,

was Sie nicht verpassen sollten

Im Kulturradio existiert der Schriftsteller als Vorlesender und als Vorgelesener. Als Autor von Hörspielen. Und natürlich als Gegenstand einer voyeuristischen Neugier. Nicht nur sein Werk, sondern auch sein Intimleben werden zum Gegenstand eifriger Recherchen. Weil der Schriftsteller weiß, wie wichtig der Verkauf des Persönlichen ist, öffnet er bereitwillig sein privates Tagebuch. Wenn nötig, auch das Familienalbum und die Mappe mit den Steuererklärungen. Für letztere interessiert sich Beate Bergers Feature „Das Finanzielle im Dichterischen". Es geht um Vorschüsse im Literaturgeschäft, um monetäre Transfers nach dem Prinzip Hoffnung. Von legendären Summen wird gern gemunkelt, aber auch von dramatischen Kalamitäten, die sich für Schriftsteller daraus ergeben haben. Natürlich kann man leichter einen großen Vorschuss ausgeben, als einen großen Roman zu Ende schreiben. Was geschieht mit denen, die ihren Vorschuss nutzlos vergeuden? Und wie heftig wird in Deutschland wirklich vorgeschossen? Beate Berger weiß die Antwort (SWR 2, 30. Juli, 21 Uhr, Kabel UKW 107,85 MHz).

Wer noch ein bisschen mehr im Literatenleben spannen möchte, dem sei Frank Beckers Feature „Die Nacht brauch ich an diesem Morgen“ empfohlen. Vorgestellt werden Schreibrituale zeitgenössischer Autoren. Wer es wann, wo, wie oft, wie lange und mit welchen Hilfsmitteln macht. Friedrich Schiller, so hat Goethe erzählt, brauchte einen fauligen Apfel im Schreibschrank, um sich konzentrieren zu können. Was bringt heute eine poetische Kreativität auf Schwung? (Deutschlandradio Berlin, 30. Juli, 19 Uhr 05, UKW 89.6 MHz)

Natürlich plaudern die Schriftsteller in ihren Werken selbst eine Menge Intimitäten aus. Allerdings auf artistischem Niveau. Unter falschen n und mit phantastischen Maskierungen. Nehmen wir nur Heiner Müllers berühmtes Drama „Hamletmaschine". Man kann diesen Text von 1977 als tragische Bilanz eines linken Intellektuellen lesen, der sich von der revolutionären Weltgeschichte Heil und Segen erhoffte hatte. „Mein Drama findet nicht mehr statt“, ruft Müllers Hamlet nun bitter aus dem Totenreich. Anderthalb Jahrzehnte später, nachdem die sozialistische Alternative an ihren eigenen Paradoxien zugrunde gegangen ist, sagt Müller in Interviews, es gebe im globalen Kapitalismus kein Drama mehr, das er noch aufschreiben möchte. Kurz danach stirbt er. Er selbst war dieser Hamlet, das hätten wir schon 1977 erraten können. Aber nun hören wir Müllers Stimme aus dem Totenreich. In einer schönen Radiofassung seiner „Hamletmaschine“ (Deutschlandfunk, 30. Juli, 20 Uhr 10, UKW 97,7 MHz).

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