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Medien: Die Brasilianer des Alpenraums

Mittwoch, 14. Juni, Deutschland gewinnt mit Glück gegen Polen, Marcel Reif moderiert, danach analysiert Lothar Matthäus, und wer noch nicht genug hat, bekommt auf Premiere „Talk und Tore“ serviert.

Mittwoch, 14. Juni, Deutschland gewinnt mit Glück gegen Polen, Marcel Reif moderiert, danach analysiert Lothar Matthäus, und wer noch nicht genug hat, bekommt auf Premiere „Talk und Tore“ serviert. Wobei, ist das eine Kabarett-Sendung? Moderiert wird „Talk und Tore“ nämlich von Christian Nehiba. Der Mann ist, sein Zungenschlag verrät ihn, ohne Zweifel Österreicher, und bis zu einem Zwischenfall vor einigen Jahren, wegen dem er in der Wiener Boulevard-Presse hartnäckig „Schneehiba“ genannt wird, war er der beste Nachwuchs-Moderator des österreichischen Staatssenders ORF. Seit wann lassen sich die Deutschen von einem Österreicher Fußball erklären? Oder sind die Österreicher bei ihren Moderationen so gut?

Ab nach Wien, Recherche: Im ORF, auf dem alle WM-Partien zu sehen sind, darf zwar weiterhin das österreichische Nationalidol Herbert Prohaska die Begegnungen mit fachkundigen Kommentaren „Glück gehört im Fußball dazu“analysieren und dabei einen obskuren Sponsor-Aufkleber tragen, bei den Spielen selbst kommen neuerdings Moderatoren zum Einsatz, die Marcel Reif nicht nur analysiert, sondern sogar noch weiter entwickelt haben. Oliver Polzer (Achtung Premiere: Namen notieren!) ist der vielleicht beste Mann im Stall. Wenn er, wie etwa bei Kroatien gegen Japan, ans Mikrofon darf, spricht er äußerst wenig, lässt keine Plattitüden zu und vor allem beschreibt er keine Szenen, die die Zuseher ohnehin sehen. Eine Wohltat, nicht nur für österreichische Ohren.

Und noch schnell ein Blick in die Zeitung: In der Sonntagsausgabe des Wiener „Kurier“ erinnert Sportchef Jürgen Preusser in einer Vorschau auf das Match Brasilien gegen Australien allen Ernstes daran, dass die Brasilianer in den 30er Jahren „die Österreicher Südamerikas“ genannt worden waren. Diesen Satz sollte man den Brasilianern auf keinen Fall vorenthalten.

Markus Huber

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