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Medien: Die feindlichen Schwestern

Burda und Springer streiten sich um wöchentliche Frauenzeitschriften. Und jede Woche gibt’s ein neues Gerichtsurteil

Wer sich in einem Kiosk ein bisschen Zeit nimmt und sich die Zeitschriften einmal etwas genauer anschaut, sieht viele Titel, die wie Zwillinge wirken, wenn auch wie zweieiige. Und man denkt: Irgendwie sind alle gleich. Wenn zwei sich um dieselbe Zielgruppe streiten, nennt man das gemeinhin Wettbewerb. Doch dass Wettbewerb bisweilen auch mit unlauteren Mitteln ausgefochten wird, beweisen zurzeit die Großverlage Springer und Burda, die seit Wochen mit Klagen gegeneinander vor Gericht ziehen.

Springer ist seit Jahren mit „Bild der Frau“ (1,6 Millionen verkaufte Exemplare) Marktführer bei wöchentlichen Frauenblättern. Burda hat nun „Frau im Trend“, auch eine wöchentliche Frauenzeitschrift, herausgebracht und hofft, „Bild der Frau“ Marktanteile abzujagen. Springer passt das nicht. „Frau im Trend“ sei eine Kopie, es könne nur ein Original geben: „Bild der Frau“, sagt der Verlag. Solche Streitigkeiten kommen unter Verlagen häufig vor, meistens entscheidet dann der Markt, also der Leser. Und zwar danach, welcher Titel besser gemacht, welcher günstiger ist. Die Verlage wissen das, und liefern sich dann einen Verdrängungswettbewerb mit Preiskämpfen, viel Werbung und Investitionen in die Ausstattung von Heft und Redaktion. Springer und Burda liefern sich gerade die verschärfte Variante eines Verdrängungswettbewerbs: eine Abwehrschlacht. Burda behauptet, anstatt den Wettbewerb aufzunehmen, wolle Springer Wettbewerb verhindern.

Nachdem Springer mit dem Plagiatsvorwurf vor Gericht bislang keinen Erfolg hatte (das Hauptsacheverfahren steht noch aus), reagierte der Verlag auf den Angreifer „Frau im Trend“ mit einem neuen Titel. Sein Name: „Frau von heute“. Vergangene Woche lagen sie erstmals nebeneinander im Kioskregal, der eine kaum vom anderen zu unterscheiden. Burda rief „Plagiat“ und zog vor Gericht – erfolgreich, der Titelschriftzug von beiden ist nahezu identisch. Sogar die Schriftart ist dieselbe, bezeichnenderweise wird sie in der Fachsprache „Grotesk“ genannt, was ja irgendwie zu diesem Streit passt. Springer bestreitet nicht einmal, was Burda und das Gericht vorwerfen, und sagt: „Wir wehren uns mit der Kopie doch nur gegen eine Kopie.“ Der Streit kostet viel Geld, ein Großteil fließt in Gerichtskassen. „Jeder Cent, den wir in diese Abwehrstrategie investieren, ist gut investiert; wir haben schließlich etwas zu verteidigen: die Marktführerschaft von ,Bild der Frau’“, heißt es bei Springer. Eine Woche ist vorbei, nun erschienen wieder beide Hefte, der Schriftzug von Springers „Frau von heute“ sieht aus wie in der Vorwoche. Einziger Unterschied: Er ist gelb unterlegt. Burda bemühte am Freitag erneut das Gericht, wieder erfolgreich. Springer hofft, dass Burda den Kürzeren zieht. „Wir wären die letzten, die mit Häme reagierten, wenn sich Burda aus dem Markt zurückzieht“, sagt Springer. Selbst hege man ja gar nicht die Absicht, „Frau von heute“ im Markt zu etablieren. Und Burda spricht davon, sein Titel befinde sich noch in der Testphase, hält sich also ein Hintertürchen offen, um sich aus der Schlacht zurückzuziehen. Der Einzige, der an der Nase herumgeführt wird, ist: der Leser.

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