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Anna Sauerbrey.

© Kai-Uwe Heinrich

Zu PAPIER gebracht: Das Senden mit der Maus

Erstaunlich: Im OECD-Durchschnitt verfügen inzwischen 70 Prozent aller Haushalte über einen Internetzugang. Aber nur die wenigsten sind offenbar in der Lage, die Technik zu nutzen.

Von Anna Sauerbrey

In dieser Woche hat die OECD eine Studie zu den Problemlösungsfähigkeiten von Erwachsenen in ihren Mitgliedsländern veröffentlicht. Die Ergebnisse fanden großen Widerhall in den Medien. Die meisten Berichte gingen dabei auf die Lese- und Rechenfähigkeiten der Menschen ein. Überraschender noch waren aber eigentlich die in fast allen Ländern ziemlich miserablen Computerkenntnisse. Auch hier ist Deutschland leider nur Mittelmaß und im Durchschnitt aller Länder fehlt es zehn Prozent aller Erwachsenen an den „grundlegendsten Computerkenntnissen“.

Mit Computerkenntnissen sind dabei keineswegs Informatikkenntnisse gemeint. Niemand wurde in einer Programmiersprache abgefragt. In den einfachsten Tests ging es um den Umgang mit Maus, Tastatur und Touchscreen, das Organisieren von Dateien, die Nutzung von Browsern und E-Mail-Programmen. Untersucht wurde, wie gut Erwachsene mit diesen Hilfsmitteln umgehen können, um an Informationen zu gelangen und diese zu verarbeiten. Ebenso wie Lesen und Rechnen betrachteten die Studienautoren Computer als Instrumente für den Wissenserwerb und die Bewältigung von privaten und beruflichen Alltagsaufgaben. In einer der einfachsten Aufgaben etwa mussten die Probanden Antworten auf eine Partyeinladung in verschiedene Ordner in einem E-Mail-Postfach sortieren. Eine der schwierigeren Aufgaben war es, ein Online-Reservierungssystem für Konferenzräume zu bedienen.

Nun könnte man denken: Das wächst sich aus. Doch selbst unter den 16- bis 24-Jährigen fielen noch fast zwölf Prozent durch den Basistest. Auch das Bildungsniveau machte einen weniger großen Unterschied, als man erwarten könnte. Zwar gibt es einen starken Zusammenhang, doch im Schnitt lagen die Probanden im Computertest noch einmal ein ganzes Level unter ihren Fähigkeiten bei Lesen und Rechnen.

Im OECD-Durchschnitt verfügen inzwischen 70 Prozent aller Haushalte über einen Internetzugang. Aber nur die wenigsten sind offenbar in der Lage, die Technik zu nutzen. Für diejenigen, die sich erträumen, dass Computer die Menschheit auf ein völlig neues Wissenslevel katapultieren, die das Netz als Demokratisierungs- und Ermächtigungsinstrument sehen, ist das eine herbe Enttäuschung. In der Studie stellt sich die Revolution eher als eine „von oben“ dar. Zwar stellen viele Regierungen online Dienstleistungen für Bürger zur Verfügung, diese werden aber wenig genutzt. Unternehmen „technologisieren“ – aber ihre Angestellten kommen nicht mit. Klar scheint auch, dass jemand, der schon Schwierigkeiten mit der Maus hat, sich wohl kein Verschlüsselungsprogramm für seine E-Mails herunterladen wird, um sich vor unerwünschter staatlicher Spionage zu schützen.

Damit die Technologie ihr Potenzial voll entfalten kann, ist also vor allem eines nötig: mehr Bildung. Die Technologisierung der Gesellschaft, das zeigt die Studie, ist kein Selbstläufer.

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