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Medien: Doku, Duell, Deutschlandreise

Die Fernsehsender haben ihre Programme zur Bundestagswahl geschrieben

Reportagen und Sommerinterviews mit Politikern, Porträts und Hearings, Urlaubssperre für die Anchors – die Wahl-Programme der deutschen Sender sind abgesteckt. Die Information der Zuschauer steht im Zentrum, trotzdem soll es an Unterhaltung nicht fehlen.

„In der Kürze des Wahlkampfes wird es schwierig sein, viele Leute zu erreichen“, sagt ARD-Chef Hartmann von der Tann. „Deshalb wird natürlich das Hauptaugenmerk auf den möglicherweise zwei Duellen der Kanzlerkandidaten liegen.“ Solange jedoch noch keine genauen Daten feststehen, greifen die Sender auf andere Formate zurück.

Für das junge Publikum kommt beispielsweise bei der ARD der bewährte Fünfteiler „Szene-Wechsel“ wieder ins Programm (5. bis 9. September, 0 Uhr): Politiker treffen in einer Berliner Bar auf junge Künstler und streiten über „Atomkraft“ oder „Kapitalismus“. Im ZDF moderiert bereits jetzt jeden Mittwoch Maybrit Illner das „Nachtduell“ (22 Uhr 45), und der Nachrichtensender n-tv plant eine kleinere Duell-Sendung mit Sandra Maischberger und Heiner Bremer. Bei RTL streiten jeden Montag im „Nachtjournal“ um Mitternacht die beiden Medienberater Matthias Machnig und Michael Spreng über die Präsentation der verschiedenen Parteien. Und bei Sat 1 moderiert Bettina Rust den „Talk der Woche“ (Premiere ist am kommenden Sonntag um 22 Uhr 30) – zur besten „Christiansen“-Zeit. Rust will diesen Talk jedoch „leichter“ gestalten und höchstens ein politisches Thema pro Sendung behandeln.

Wer von all diesen ernsten Dialogen über ernste Themen genug hat, dem sei eine Sendung bei N24 empfohlen. Dort läuft seit einer Woche mehrmals täglich das satirische Streitgespräch „Angie & Gerd“ aus. Dort dürfen sich zwei Polit-Puppen Schimpfwörter wie „Hell’s-Angie“ oder „Krisengerd“ an die Plastikköpfe werfen.

Doch auch jenseits des Kopf-anKopf-Gespräches bieten die Sender eine Vielzahl an Informationsprogrammen. Die ARD macht zum Beispiel ab Ende August wöchentlich den „Wahl Check 05“ (Mittwochs, 20 Uhr 15). In den 90-minütigen Sendungen diskutiert Frank Plasberg nach dem Muster von „Hart aber Fair“ über aktuelle Pläne der Parteien, zu Themen wie Gesundheit, Bildung und Wirtschaft. Am 18. September werden Thomas Roth und Anne Will live aus Berlin berichten. Zudem schickt die ARD ihre Redakteure auf eine „Deutschlandreise“. In einer Reportage (29. August, 21 Uhr 45) sollen sie die Auswirkungen der rot-grünen Politik auf den Alltag der Bürger vorstellen. Auch beim ZDF verlässt man sich auf Bewährtes und verpflichtete das Team Bettina Schausten, Leiterin der Redaktion Innenpolitik, und „heute“-Moderator Steffen Seibert für den Wahlabend. Von Ende August an werden sie zusätzlich drei Sondersendungen zum Thema „Wirtschaft und Arbeit“ moderieren.

Das ZDF-Wirtschaftsmagazin „Wiso“wird seinen Sitz vom 15. August an für drei Wochen nach Berlin verlegen und Kernfragen des Wahlkampfes behandeln: Sozialstaat, Steuern und Arbeit. Zuschauer können sich beteiligen, indem sie Fragen per E-Mail oder telefonisch einreichen. Mehr nach Unterhaltung klingen dafür die Titel der Kandidaten-Porträts beim ZDF: Die beiden Dokus „Angela Merkel – Jetzt oder nie“ (16. August) und „Gerhard Schröder – Wer nicht kämpft, hat schon verloren“ (23. August) laufen jeweils um 20 Uhr 15. Am Wahlabend wird um diese Zeit ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender zusammen mit seinem ARD-Kollegen Hartmann von der Tann in die „Berliner Runde“ einladen: Zu Gast werden Vertreter der in den Bundestag gewählten Parteien sein. Der Nachrichtensender Phoenix übernimmt diese Sendung, wird aber bis zum Wahlabend seinen Vorteil als Nachrichtensender stark ausnutzen: Zum Beispiel widmet er am 10. September einen ganzen Tag der Frage „Wo steht Deutschland?“.

Die Privatsender setzen auf Infotainment. In der RTL-Reihe „Ein Tag im Leben von ...“ werden Spitzenkandidaten im Wahlkampf begleitet. RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel wird auch der Wahl-Kommentator am 18. September sein. Der Nachrichtenkanal n-tv, der ebenfalls zur RTL Group gehört, führt „Das n-tv-Interview“ ein: Am 3. August wird dort Franz Müntefering als erster Gast von Markus Föderl und Volker Jacobs befragt (17 Uhr 30).

Auch Sat 1 und Pro 7 nehmen Porträts und Sommerinterviews regelmäßig ins Programm. Der News-Anchor Thomas Kausch wird für Sat 1 den Wahlabend begleiten. In dessen Berliner Partnersender N 24 lädt Chefredakteur Peter Limbourg zu der Live-Sendung „Drei am Sonntag“ ein – morgens um 9 Uhr 20. Gast an diesem Sonntag sind Schröder-Freund Manfred Bissinger und Merkel-Biograf Hugo Müller-Vogg. Die Gäste und Zuschauer müssen dafür also früh aufstehen. Nur am Wahlsonntag können alle ausschlafen – die ersten Hochrechnungen werden erst nach 18 Uhr angestellt.

Sören Kittel

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