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Medien: Drachen und Fensterputzer

Frauen machen Schattenboxen, mit roten Fächern in der Hand. Um sechs Uhr morgens treiben sie diesen lautlosen und geschmeidigen Sport, vor der Skyline von Kanton, während die Züge am Hauptbahnhof Zehntausende Arbeitslose aus den Nachbarprovinzen ausspucken.

Frauen machen Schattenboxen, mit roten Fächern in der Hand. Um sechs Uhr morgens treiben sie diesen lautlosen und geschmeidigen Sport, vor der Skyline von Kanton, während die Züge am Hauptbahnhof Zehntausende Arbeitslose aus den Nachbarprovinzen ausspucken. Etwas nordwestlich davon schlängelt sich der Li-Fluss durch eine zauberhafte Landschaft und lockt bewundernde Touristen an, aber der Kapitän eines der vielen Ausflugsboote warnt vor der wachsenden Umweltverschmutzung. Im 82. Stock des höchsten Hotels der Welt in Schanghai feiert eine 34-jährige Millionärin ausgelassen mit ihren Freunden, es sitzt „ungefähr eine Milliarde Dollar am Tisch“; derweil putzt Chen für 20 Euro am Tag die Fenster des Hotelturms.

Voller Gegensätze ist das China, das die Autoren Dietmar Schulz, Thomas Euting und Joachim Holtz in den drei Reportagen des außenpolitischen Sommerschwerpunkts des ZDF vorstellen („Drachen, Tiger, Fensterputzer – Chinas Ströme, Chinas Zukunft“, 18. und 25. Juli um 22 Uhr 15, sowie am 1. August um 22 Uhr 30).

Der Titel trifft den Kern: „Chinas Ströme, Chinas Zukunft“ zeigt, wie Chinas Perspektiven mit den bedeutendsten Strömen des Riesenreiches zusammenhängen, mit dem Jangtse kiang, dem Gelben Fluss, sowie dem Li- und dem Perl-Fluss. Die Autoren stellen aber nicht nur diese exotischen Bilder nebeneinander. Sie zeigen Menschen – Menschen und ihre Schicksale, die sie auf ihren Reisen kennen gelernt haben.

Kapitän Jing beispielsweise. 60 Jahre hat er den Jangtse kiang befahren. Er will seinem Enkel Han den Fluss mit seinen Schönheiten noch zeigen, bevor das weltweit größte Staudamm-Projekt der „Drei Schluchten“ diese für immer ruiniert.

Oder Frau Shi, Maschinistin auf einem Schiff der chinesischen Küstenwache vor Schanghai, die das ZDF-Team mit einem herzlichen „Moin moin!“ begrüßt und erzählt, wie wichtig Schanghai am Flussdelta des Jangtse für Chinas Handel ist: „Der Kopf des Drachen“, so der der Stadt, „ist ein Symbol für Reichtum.“ Oder die Fischer-Familie, die oberhalb des geplanten Stausees auf ihren Booten lebt und sorglos meint: „Wenn das Wasser kommt, schwimmen wir oben, das ist nicht schlimm!“

Der Zuschauer blättert zusammen mit den Autoren in einem Abenteuerbuch über den Jangtse kiang, das aber auch viele Kapitel über die Wirtschaft des modernen Chinas enthält. Lena Bodewein

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