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Dschungelbuch (13): Frauenquote im Regenwald

Es ist fast geschafft. Endlich, kann ich nur sagen nach Tag 13. Einer Folge, in der Patrick Nuo mit Aalen schwimmen ging und Ex-Bachelor-Kandidatin Georgina sich um ihren Nagellack sorgte. Wie wenig originell.

Von Carla Neuhaus

Noch drei Folgen, dann haben wir das Dschungelcamp wieder einmal hinter uns. Ganz ehrlich, wer schaut sich so etwas noch freiwillig an? Ich tue es nicht – das Finale findet ohne mich als Zuschauer statt. Aus Protest! Dabei hat das Camp unerklärlicherweise noch immer eine große Fangemeinde. Über sieben Millionen Deutsche, prognostizieren die Statistiker schon jetzt, werden am Samstag einschalten, um zu erfahren, welcher C- oder D-Promi in diesem Jahr die Dschungelkrone ergattert.

Traut man den Analysen der Marktforscher, sind es vor allem Frauen, die den Möchtegern-Promis, -Models und -Sängern bei ihrer Klassenfahrt in die Wildnis zuschauen. „Frauen sind ja generell an zwischenmenschlichen Beziehungen interessiert“, hat das eine Medienforscherin kürzlich begründet. Hat es deshalb 13 Tage gedauert, bis Camp-Zicke Georgina, auch „das Sams“ genannt, rausgewählt wurde? Neu-Moderator Daniel Hartwich glaubt, die Dschungel-Begeisterung der Frauen liegt an etwas viel Profanerem: Bevor Patrick Nuo an Tag 13 aus dem Dschungelpool klettert, ruft Hartwich ihm glatt doch zu: „Bitte denke dran, möglichst grazil aus dem Wasser zu steigen - wir haben viele weibliche Zuschauer.“ Ein Wunder, dass er die mit so platten Sprüchen nicht alle vergrault.

Und überhaupt: Wie kann es sein, dass eine Sendung, in der wie an diesem Mittwoch das Kauen von Toastbrot gefühlt minutenlang zelebriert wird, solch hohe Einschaltquoten bekommt? Von den 14- bis 49-Jährigen sollen vier mal so viele das Dschungelcamp anschauen wie die Tagesschau. Das heißt: Sie beobachten lieber, wie Model Fiona anfängt zu weinen, weil sie ihre Lieblingsdecke abgeben muss, als zu erfahren, was der britische Premier David Cameron über die EU zu sagen hat? Trash-TV siegt über Nachrichtenjournalismus –  wie traurig. Wenn der Trash wenigstens gut gemacht wäre, könnte ich noch etwas Verständnis zeigen. Aber was ist daran lustig, wenn Camp-Zicke Georgina sich von den anderen an Händen und Füßen durchs Unterholz tragen lässt – weil ihr Nagellack noch nicht getrocknet ist und sie deshalb keine Schuhe anziehen kann? Nein, mir reicht’s, ich bin raus. Tschüss, Dschungelcamp.

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