zum Hauptinhalt

DSDS: Bitch? Störfall Ost? Super-Mario?

Annemarie Eilfeld und ihr Vater mischen "DSDS" und Dieter Bohlen auf: Wer rätselt, warum sie so abgebrüht ist, bei Zuschauerzahlen schwindelt und ihren Konkurrenten kleine Gemeinheiten sagt, der kennt ihren Vater nicht.

Es ist ein Wunder, dass diese Frau noch lebt. In den vergangenen Tagen litt Annemarie Eilfeld angeblich unter: Schwindelanfällen, Hitzeattacken, Migräne, einem Kreislaufkollaps, Brechreiz, Nierenschmerzen, einer Magen-Darm-Erkrankung und einer verschleppten Nasennebenhöhlenvereiterung. Das kommt vom Stress, sagt Annemarie Eilfeld. Weil die Jury und die anderen Kandidaten so gemein zu ihr seien. Trotzdem will sie heute Abend bei RTL auftreten, bei der drittletzten Mottoshow von „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS).

Die Frage, wer hier gemein zu wem ist, hat sich zum zentralen Thema der aktuellen „DSDS“-Staffel entwickelt. Ständig beschweren sich die Kandidaten, Annemarie Eilfeld habe böse Bemerkungen hinter ihrem Rücken gemacht. Etwa, dass der eine nicht singen könne und der andere nicht auf die Bühne gehöre. Die 18-Jährige prophezeit Konkurrenten, dass sie bald ausschieden. Oder unterstellt ihnen vor laufender Kamera, zu viele Süßigkeiten zu essen. Selbst Marco Schreyl, der allzeitharmlose Moderator der Show, nennt Eilfeld eine „Zicke“. Am rüdesten ist Dieter Bohlen. Der schimpft sie „eine Null“ und seit Neuestem „Bitch“ – Schlampe.

Dass Dieter Bohlen einzelne Kandidaten der Mottoshows nicht mag und beleidigt, kam schon öfters vor. Neu ist, dass die Ungeliebte dann nicht rausfliegt, sondern sich von Runde zu Runde weiterkämpft und sogar Chancen hat, unter die ersten Drei gewählt zu werden. Der Siegeszug von Eilfeld kratzt am Image von DSDS-Übervater Bohlen. Der auch seine Mitjuroren auswechseln darf, wenn sie ihm widersprechen. Der erst gefragt werden muss, bevor Oliver Pocher Gast in der Sendung wird. Ein Störfall wie Annemarie Eilfeld ist ihm noch nie passiert.

Eigentlich seien Dieter und sie vom Typ her sehr ähnlich, sagt die Kandidatin. Vielleicht liegt genau hier das Problem.

Musikalisch ist Eilfelds Erfolg nicht zu erklären. Der Einzige aus der Musikbranche, der ihre Stimme lobt, ist Ralph Siegel, und der zählt nicht. Allein ihr gutes Aussehen kann auch nicht der Grund sein. Seit sieben Jahren gibt es jetzt „DSDS“, und mit jeder weiteren Staffel suchen Fans und Sender nach neuen Superlativen und Sensationen, um den aktuellen Kandidatenjahrgang von früheren abzugrenzen. Diesmal ist das: Noch nie gab es so viel Zoff! Noch nie haben die Kandidaten so schlechtes Englisch gesungen! Noch nie kam eine Kandidatin aus dem Osten so weit! Annemarie Eilfeld stammt aus Roßlau in Sachsen-Anhalt, ihre Fans malen Plakate, auf denen „Der Osten steht hinter Dir“ steht. Die Kandidatin weiß, dass sie die Ost-Stimmen braucht – und sagt irrwitzige Sätze wie „Sachsen-Anhalt an die Macht“. Anfang der Woche war sie in ihrer Heimat, durfte Bürgermeisterhände schütteln, erlitt einen Schwächeanfall. Ein Notarzt gab ihr Infusionen. Gleich drei, sagt Annemarie. Danach trat sie auf, die Polizei zählte 1000 Fans. Ein Bürgermeistermitarbeiter spricht von 2000. Annemarie sagt, es waren 5500.

Es gibt einen weiteren Superlativ und Grund für Annemarie Eilfelds Durchmarsch: Noch nie wurde eine Kandidatin so stark von der „Bild“-Zeitung protegiert. Nicht von Beginn an – erst seit die Blondine für Fotoshootings Bikinis und Domina-Corsagen anzieht. Wer bei RTL für Annemarie anruft, kann bei „Bild“ 10 000 Euro gewinnen. Das ärgert Dieter Bohlen besonders – weil eigentlich doch er der Mann mit dem guten Draht zum Springer-Blatt ist.

Wer rätselt, warum Annemarie Eilfeld so abgebrüht ist, bei Zuschauerzahlen schwindelt und ihren Konkurrenten kleine Gemeinheiten sagt, der kennt ihren Vater nicht. Mario Eilfeld, 44, Bauunternehmer. Nach den Shows steht er am Bühnenrand und verunsichert die anderen Kandidaten. Oder er behauptet in Interviews, zwei mit Annemarie verfeindete Sänger hätten eine heimliche Affäre miteinander. Im Internet kursiert ein Video. Es zeigt Mario Eilfeld zu Hause in Roßlau, wie er seine Tochter auf einen Sandsack eindreschen lässt. Und dazu den bemerkenswerten Satz sagt: „Mach den Mund zu, beim Boxen wird nicht gelacht.“ Mario Eilfeld ist ein Mensch, der seiner Tochter „ein bisschen Druck“ macht. Denn: „Wir leben in einem Land, das sehr erfolgreich auf der Welt ist, und das bekommt man nicht geschenkt.“

Heute Abend müssen die Kandidaten Songs aus Kinofilmen singen. Annemarie Eilfeld hat sich „There You’ll Be“ ausgesucht, aus dem Film „Pearl Harbor“, wo die Bomben vom Himmel fallen. Vor fünf Jahren war Annemarie Eilfeld schon mal im Fernsehen, bei „Star Search“, dem Sat-1-Gegenstück zu DSDS. Der Jury verriet sie damals ihr Lebensziel: eine „beliebte und reiche Sängerin“ werden. Reich könnte noch klappen.

„Deutschland sucht den Superstar“; RTL, 20 Uhr 15

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false