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Ende der Sommerpause: Tatort am Sonntag: Ein Stück der Schweiz

Die "Tatort"-Sommerpause ist zu Ende: Kommissar Reto Flückiger alias Stefan Gubser bekommt es auf der Alm mit gerissenen Bodenspekulanten zu tun.

Der 1. August ist der Nationalfeiertag der Schweiz. Am Vorabend findet aus diesem Anlass hoch oben auf der Wissifluh, einem idyllischem Alm-Plateau mit Traumblick auf den Vierwaldstättersee, eine Feier statt. Eine Feier, an deren Ende eine Leiche unten im Tal liegen wird, herausgestoßen aus der kleinen roten Seilbahngondel. Der Tote ist der Luzerner Lebemann und Mäzen Benjamin Gross, ein grau melierter Herr, schon leicht jenseits der besten Jahre. Und, wichtiges Detail am Rande, erst seit kurzem mit der sehr jungen Claudia Arnold (Sarah Sophia Meyer) liiert, der burschikosen Tochter von Rolf Arnold (Peter Freiburghaus). Den Arnolds gehört die bäuerlich-ländliche Wissifluh-Gastwirtschaft, die mit ihrer Terrasse und den Wiesen drumherum nur scheinbar ein Idyll ist. Tatsache ist, dass die Arnolds pleite sind und die Existenz des Wissifluh-Betriebs auf dem Spiel steht.

„Hanglage mit Aussicht“ ist nach „Wunschdenken“ und „Skalpell“ der dritte Fall des neu aufgestellten Teams des SRF-„Tatort“ um das Luzerner Kommissar-Gespann Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer). Die Schauspielerin ist hierzulande vor allem bekannt aus der RTL-Serie „Die Cleveren“, ihre Figur der Liz ist flott und keck, verletzlich und sensibel, forsch und tough. Sie passt gut zu Stefan Gubsers sehr eigenwilligem Reto Flückiger. Begleitet werden sie von Kripo-Chef Ernst Schmidinger (Andrea Zogg) und Yvonne Veitli (Sabina Schneebeli) vom Kriminaltechnischen Dienst. Diese vier werden vermutlich die neuen Konstanten sein im Schweizer „Tatort“.

Der aus der Seilbahngondel gestoßene Mäzen Gross hatte bereits eine Viertelmillion an die klammen Arnolds überwiesen, was der Tochter nur recht, dem grantelnden Vater Arnold aber nicht mal billig ist. Die Wissifluh steht hinter vorgehaltener Hand zum Verkauf, und da dies dem Vater nicht passt, geht er auch schon einmal mit der Heugabel auf seine Mitmenschen los. Das Fest zum Nationalfeiertag hat auch der Herr Regierungsrat Mattmann (Jean-Pierre Cornu) besucht, ausgerechnet ein Vorgesetzter des Luzerner Teams um Flückiger. Mattmann hat einen Streit mitbekommen zwischen Vater Arnold und Mäzen Gross, und er scheint mehr zu wissen.

„Hanglage mit Aussicht“ thematisiert das durchaus sensible Schweizer Thema der Bodenspekulation, der Ansiedlungsgeschäfte durch ausländische Investoren, die Immobilen aufkaufen oder neu bauen, statt Altes und Bestehendes sanft zu modernisieren. „Sanft modernisiert“ werden sollte angeblich auch die Wissifluh-Anhöhe. Doch im Verlauf ihrer Ermittlungen stoßen Flückiger und Liz auf Baupläne für ein großes modernes Wellness-Hotel auf der Alm. Dafür ist sogar eine sogenannte „Umzonung“ möglich, in deren Folge plötzlich auch ein Naturschutzgebiet bebaut werden kann.

Als Kommissar Flückiger oben auf der Alm Wissifluh beginnt, Schweine zu füttern und Heu zu gabeln, da meint die verdutzte Claudia Arnold: „Was soll das denn! Kommissar mit Herz?“. Tatsächlich eine eher unrealistisch und unglaubwürdige Sequenz, derer es im ersten Luzerner „Tatort Wunschdenken“ noch reichlich mehr gab. Ohnehin kommt auch dieser „Tatort“ aus dem eigenbrötlerischen Nicht-EU-Land eher behäbig in der Inszenierung von Sabine Boss und konventionell im Look (Kamera: Roli Schmid) daher. Überraschende Volten schlägt das Drehbuch von Felix Benesch nicht wirklich. Dennoch ist dieser „Tatort“ ungleich besser als der 2011er Einstand.

Zumal Stefan Gubser ungeachtet des misslungenen Schweizer Auftakts an der Seite seiner damaligen Spielpartnerin, der aus der US-Serie „CSI: Miami“ bekannten Hauptdarstellerin Sofia Milos, nun mit seinem Reto Flückiger eine Ermittler-Figur weiterentwickeln und vertiefen könnte, die durchaus ihren Charme und ihren Reiz hat, auch ihre Individualität und ureigenes Profil. Das ist erkennbar und eindeutig und ausschließlich dem Schauspieler geschuldet. Seine neue Spielpartnerin Delia Mayer tut ein gutes Übriges. Schon möglich, dass das Schweizer „Wunschdenken“ nach einem Jahrzehnt „Tatort“-Absenz ein Ende gefunden hat.

„Tatort – Hanglage mit Aussicht“, ARD, 20 Uhr 15

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