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Olympia geht auf Sendung: In diesem Studio werden die Moderatoren die Spiele begleiten, Gäste empfangen, Gespräche führen.

© NDR

Es gibt keinen öffentlich-rechtlichen Olympia-Auftrag: Entjubelt Euch!

300 Stunden Live-TV, 1000 Stunden Live-Streaming. ARD und ZDF geben bei Olympia in Rio alles. Das muss nicht sein. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Joachim Huber

300 Stunden Live-Fernsehen, 1000 Stunden Live- Stream: ARD und ZDF entfalten bei Olympia in Rio ihre ganze Macht und Kraft in Bild, Ton, Farbe. Die öffentlich-rechtlichen Sender wollen zeigen, was sie drauf haben. Das ist kein Ergebnis eines Wettbewerbs, sondern von Struktur und Kalkül. Nur ARD und ZDF können dank der Acht-Milliarden-Euro-Einnahme aus dem Rundfunkzwangsbeitrag an die 500 qualifizierte Mitarbeiter für 16 Tage Olympia mobilisieren. RTL überträgt lieber Spiele der Fußball-Nationalelf in der WM-Qualfikation. Event hier, Event dort.

Allein die Produktionskosten für die Übertragungen aus Rio werden auf 20 Millionen Euro geschätzt, die Kosten für die TV-Rechte wie stets verschwiegen. Da muss es doch beruhigen, dass die Honorare für Experten wie Frank Busemann (Leichtathletik) oder Jonas Reckermann (Beachvolleyball) im Vergleich mit den Scholl-und-Kahn-Gagen sehr bescheiden ausfallen.

Olympia künftig nur noch in Asien

Lohnt sich der Riesenaufwand? Nie zuvor war Doping ein so großes Thema wie bei Olympia 2016; jubeln die Moderatoren, heben die Dopingexperten die Augenbrauen. Beim Austragungsort Rio liegen der Glanz der Stadien und das Elend der Favelas dicht an dicht. Im Olympia-TV fallen die Entscheidungen, wenn Deutschland schläft.
Die nächsten Olympischen Spiele werden alle in Asien stattfinden: Südkorea 2018, Tokio 2020, Peking 2022. Wieder für viele, viele Millionen Rechte einkaufen, Programm produzieren, Mitarbeiter schicken? Jeder Sport ist in seinem Spannungsfeld aus wahrer und manipulierter Bestleistung eine attraktive Schizophrenie. Jede Sport-Übertragung ist es auch. Bei der Spritzen-Tour-de-France ist die Schizophrenie offenbar geworden, die ARD ist teilweise, das ZDF ganz ausgestiegen. Irreperabel zu Schaden gekommen ist deswegen keiner. Rio muss ein Endpunkt im Mehr-ist-geil-Wettbewerb sein. Es existiert kein öffentlich-rechtlicher Olympia-Auftrag.

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