zum Hauptinhalt

Fernsehen: Vom Sterben, Trauern und anderen Tabus

3sat widmet dem "Bruder Tod“ einen Thementag, mit über 30 Beiträgen: vom Spielfilm über den Dokumentarfilm bis hin zur Animation. Es geht um Fragen der Moral, der Ethik, die zur Diskussion auffordern.

Jeder Mensch muss einmal sterben. Früher oder später. Doch gerade in den westlichen Ländern ist dieser Umstand ein verdrängtes Tabu, während in anderen Kulturen, in Afrika etwa, mit dem Tod gänzlich anders umgegangen wird – freier, natürlicher, selbstverständlicher. Während Menschen bei uns vorwiegend in Alten- und Pflegeheimen sterben, bleiben Alte und Kranke in südlicheren Ländern bis zu ihrem Tod oft zu Hause. Und über schmerzlindernde Palliativmedizin und Sterbehospize ist in Deutschland nur eine kleine Minderheit informiert.

3sat widmet dem unbequemen „Bruder Tod“ einen ganzen Thementag, mit über 30 Beiträgen: vom Spielfilm über den Dokumentarfilm bis hin zur Animation. So drehen sich sechs extra für diesen Tag produzierte Trickfilme um das Gehen, das Loslassen und die Vergänglichkeit. Weitere Erstausstrahlungen sind noch „Das letzte Gericht“ (20 Uhr 15) mit Kabarettist Rainer Pause sowie Gerald Teufels „Jenseits von allem“ (21 Uhr 05).

Mit am interessantesten ist der Dokumentarfilm „Das geliebte Leben“ (21 Uhr 55), den das Autorenduo Claudia und Günter Berghaus gedreht hat. Der Film begleitet zwei Sterbende in ihrer allernächsten Umgebung. Zum einen den 97-jährigen Berliner Maler, Künstler und Bildhauer Rudolf Heltzel, der von seiner 30 Jahre jüngeren Frau Ingrid zu Hause versorgt wird.

Zum anderen die 88-jährige Erna Rahn-Koglin, deren 55-jährige Tochter Ingeborg sie pflegt. Ihr eigenes Leben, ihre eigenen Pläne und Wünsche stellt die Tochter vollständig zurück. Eigentlich, so sagt sie einmal nachdenklich, lebe sie nur noch für die Mutter. Die Dokumentation kommt diesen Menschen sehr, sehr nahe, den Sterbenden und den Begleitern.

Etwas mehr Distanz hätte diesem sensiblen Thema allerdings besser angestanden. Muss etwa der verstorbene Rudolf Heltzel am Schluss mehrfach in Nahaufnahme gezeigt werden? Das sind Fragen der Moral, der Ethik, die zur Diskussion auffordern. Nichtsdestotrotz ist der Dokumentarfilm „Das geliebte Leben“ wichtig. Der 3sat-Thementag „Bruder Tod“ fordert zum offeneren Reden über das Sterben auf. Thilo Wydra

„Bruder Tod“, Thementag auf 3sat,  ab sechs Uhr

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false