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Medien: Fernsehwelle ohne Westerwelle

Von Joachim Huber Guido Westerwelle hat es in der Hand. Sollte sich der FDP-Chef tatsächlich in die beiden Fernsehduelle zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und seinem Unions- Herausforderer Edmund Stoiber einklagen, dann werden die Fernsehsender die Veranstaltung absagen.

Von Joachim Huber

Guido Westerwelle hat es in der Hand. Sollte sich der FDP-Chef tatsächlich in die beiden Fernsehduelle zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und seinem Unions- Herausforderer Edmund Stoiber einklagen, dann werden die Fernsehsender die Veranstaltung absagen. „Sollte Westerwelle tatsächlich vor Gericht gehen und dort siegen, dann wird es kein Triuell geben, sondern ein Quartett oder ein Quintett“, sagte ARD-Chefredakteur Hartmann von der Tann am Montag in Berlin. Statt eines TV-Duells würde dann eine TV-Runde mit Parteivorsitzenden stattfinden. Ob der FDP-Chef den Spielverderber spielen wird? Mitten in die Pressekonferenz am Montag platzte die Nachricht, dass „die FDP ihr Ultimatum um drei Tage verlängert hat“, sagte von der Tann. ARD und ZDF, aber auch die Privatsender RTL und Sat 1, die die Duelle am 25. August und am 8. September ausrichten, bekamen von den Liberalen weitere Bedenkzeit eingeräumt. Nach der Entschlossenheit, wie sie die ARD demonstriert, hat die FDP aber nur die Wahl, die Duelle Schröder/Stoiber vor dem Fernseher zu verfolgen oder sie platzen zu lassen.

Vielleicht will die FDP mit ihrer Drohung auch nur ihre TV-Präsenz vor der Bundestagswahl am 22. September hochschrauben. Nach Angaben von der Tanns wird „die FDP fünf Fernsehauftritte haben“. Diese sind freilich nicht exklusiv, sondern in die zahlreichen Sondersendungen des Ersten zur Wahl eingebettet. Vor dem 22. September präsentiert die ARD vier Foren, drei Filme (darunter Porträts von Schröder und Stoiber), schließlich die beiden Duelle. Dazu kommen zwei Diskussions- Runden, einmal „Die Außenseiter – Deutschlands kleine Parteien stellen sich zur Wahl“, zum anderen „Die Favoriten – Spitzenpolitiker der Bundesparteien diskutieren“. Für die Einladungen gilt, wie von der Tann sagte, das „Prinzip der relativen Chancengleichheit“.

Den Reigen der rund 18 Stunden Sondersendungen eröffnet am 31. Juli das Wahl- Hearing zum „Standort Deutschland“, bei dem unter anderen Finanzminister Hans Eichel (SPD) und Lothar Späth (CDU) aufeinandertreffen. Um „Deutschlands Rolle in der Welt“ sowie die „Innere Sicherheit und Zuwanderung“ geht es in den Hearings am 15. und 26. August, in denen die Minister Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) und Otto Schily (SPD) sowie Gesprächspartner aller etablierten Parteien zu Wort kommen sollen. Zum Thema „Innere Sicherheit/Zuwanderung“ ist auch FDP-Mann Jürgen W. Möllemann eingeladen. An diesen Hearings wie auch an der Runde zu „Rente, Gesundheit und Familienpolitik“ (12. September) können sich die Zuschauer per Telefon und Internet beteiligen. Der Film „Die Wahlkampf-Macher“ am 28. August widmet sich den PR-Strategen, Werbeprofis und Medienberatern der Parteien. ARD-Chefredakteur von der Tann war zuversichtlich, aber nicht sicher, „ob die Autoren Thomas Leif und Oliver Merz wirklich ins Innerste der Kampas vordringen können“. Schröder oder Stoiber im Kanzleramt? Den fokussierten Wahlkampf 2002 sollen zwei spiegelbildliche Porträts der Spitzenpolitiker aufnehmen: „Stoiber – Der Herausforderer im Wahlkampf“ heißt es am 2. September, zwei Tage später lautet der Titel „Schröder – Der Kanzler im Wahlkampf“.

Nach einem Rundumschlag am 20. September „Live von den Abschlusskundgebungen der Parteien“ ist am Sonntag, den 22. September „der Tag der Entscheidung“. Gabi Bauer und Thomas Roth melden sich ab 17 Uhr live aus dem Reichstag: „Das Erste – Wahl ’02“. Die Talk-Gastgeberin und der Leiter des ARD-Hauptstadtstudios moderieren das Ritual aus Prognose, Hochrechnungen und den Schaltungen in die Parteizentralen. Dabei werden sie auch die Ergebnisse der am selben Tag in Mecklenburg-Vorpommern stattfindenden Landtagswahl im Auge behalten. Zum gewohnten Ablauf gehört die „Berliner Runde“. Hartmann von der Tann und sein ZDF-Kollege Nikolaus Brender diskutieren mit den Vorsitzenden der im Bundestag vertretenen Parteien. Die Erwartungen der ARD-Journalisten an den Wahlgang sind hoch. Gabi Bauer sieht Regierungskoalition und Schwarz-Gelb „im Patt“. Thomas Roth sieht die Fernsehsender in harter Konkurrenz und glaubt, dass es „am Wahlabend beim Gerangel um die Spitzenpolitiker zu keinen Schlägereien kommen wird“.

Allen Sondersendungen zum Trotz, das Interesse richtet sich insbesondere auf die Fernsehduelle. Hartmann von der Tann nannte weitere Details für die zwei Mal 75 Live-Minuten: Schauplatz wird ein Fernsehstudio in Adlershof sein, Schröder und Stoiber werden die Übung stehend absolvieren, acht Kameras werden beobachten. „Die Fragen werden vorher nicht abgesprochen, wohl aber die Fragenkomplexe.“ Jede Frage kann mit maximal 90 Sekunden beantwortet werden, Stoppuhren laufen mit und werden eingeblendet. Hier gilt offensichtlich das Prinzip der maximalen Chancengleichheit.

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