zum Hauptinhalt

Medien: Film-Investment: Babelsberger Steuermodell

Vor rund drei Jahren versprach ColumbiaTriStar-Chef Jürgen Schau zusammen mit seinen Sony-Bossen, Hollywood nach Potsdam in das Studio Babelsberg zu holen. Zwischen 100 und 140 Millionen Mark wolle man dort investieren.

Vor rund drei Jahren versprach ColumbiaTriStar-Chef Jürgen Schau zusammen mit seinen Sony-Bossen, Hollywood nach Potsdam in das Studio Babelsberg zu holen. Zwischen 100 und 140 Millionen Mark wolle man dort investieren. Das große Versprechen wurde bislang nicht erfüllt. Doch Studio Babelsberg zeigt sich ungerührt. Damals, erinnert sich Filmfonds-Experte und Filminvest-Berater Tilo Seiffert, habe das große PR-Getöse mitgeholfen, vom Finanzamt schneller eine Genehmigung für den von Sony initiierten Filmfonds "Global Entertainment" zu erhalten. Das Versprechen, "regionale Effekte" mit dem auf 600 Millionen Mark ausgelegten Filmfond zu bewirken, sei wichtig gewesen.

Der Sony-Fond soll Geld von privaten Anlegern einsammeln, um "weltweite Filmproduktionen zu finanzieren", sagt Jürgen Schau. Die Anleger, die ihr Geld in den Fonds stecken, konnten zumindest in einem ersten Schritt mittels hoher Steuerabschreibungen einen Schnitt machen. Der Steuer-Profit werde auf jeden Fall wieder "in der Region abgewickelt" werden, verspricht Schau und betont, dass er Babelsberg unterstützen wolle. Allerdings habe man sich für Investitionen einen Zeitrahmen von sieben Jahren gesetzt. Und bislang habe er zwar noch kein geeignetes Projekt an der Hand. Doch "wir stehen zu unserem Wort."

Wer den Spitzensteuersatz zahlt und ein sportives Interesse beim Anlegen seines Geldes verfolgt - sich nicht gleich ärgert, wenn er ein paar tausend Markt verliert -, dem werden von Banken und Beratungsgesellschaften neuerdings wieder Filmfonds empfohlen. Und wohin ihr Geld dann fließt, ist mittlerweile gut bekannt: Nach Australien und Kanada, vor allem aber nach Hollywood. Was Ex-Berlinale-Chef Moritz de Hadeln zu der Analyse bringt, Hollywood werde "bis zu 20 Prozent" von deutschen Anlegern finanziert. Ihnen sind beispielsweise die Spielfilm-Hits "Pretty woman" und "Mission Impossible II" zu verdanken.

Film- und TV-Produzent Gerhard Schmidt will nun dafür sorgen, dass das Filmfonds-Geld - zumindest teilweise - auch die Produktion in Deutschland belebt. Der Chef der Kölner Produktionsfirma Gemini Film rühmt sich, zusammen mit der CommerzLeasing und Immobilien AG einen Fonds aufgelegt zu haben, "mit dem das Geld nicht nach Hollywood geschaufelt" wird. Mit diesem Geld wird beispielsweise der Film "Joe & Max" finanziert, in dem Till Schweiger den Boxer Max Schmeling spielt, und der zur Zeit in Berlin und Babelsberg abgedreht wird. Schmidt macht folgende Rechnung auf: "350 Millionen Mark stehen in den deutschen Filmförderungstöpfen bereit". Dem stünden "4,5 Milliarden Mark an Filmfonds-Geldern in Deutschland gegenüber". Deutschland, so Schmidt weiter, stelle "nur zehn Prozent des weltweiten Produktionsmarktes für Film und Fernsehen dar". Wenn man als Film- und Fernsehproduzent wie Schmidt expandieren will, muss man sich also auf dem internationalen Markt - vor allem dem riesigen US-Markt - tummeln. Damit die Filme in den globalen Verwertungsketten Erfolg haben können, müsse man sie mit amerikanischen Ingredienzien anreichern, "sich die Marke Hollywood zu Nutze machen".

Von den 4,5 Milliarden Mark verfügbares Filmfonds-Geld werde der Großteil weiterhin nach Amerika fließen, sagt Tilo Seiffert. Das habe auch der so genannte steuerliche "Medienerlass" nicht verhindern können". Der Medienerlass, herausgegeben vom Bundesfinanzministerium, präzisiert, was bei Film- und Fernsehproduktionen im Rahmen der Filmfonds steuerlich abgesetzt werden kann. Durch diese Regelungen werde die Filmfonds-Landschaft zwar "seriöser", schätzt Seiffert. Nutznießer davon könnten aber nur die ganz großen Produzenten sein - wie eben die Gemini-Gruppe oder auch das Studio Babelsberg, das dank seines Betreibers Vivendi über gute internationale Kontakte verfüge.

Studio Babelsberg indessen hat mit seinem vor Jahren aufgelegtem Filmfonds "Babelsberg International" vorrangig Geld in die Budgets des größten amerikanischen TV-Event-Produzenten Hallmark geschoben, zum Beispiel für die Fernsehserie "Cleopatra".

Auch hier war, wie bei ColumbiaTriStar, von regionalen Effekten so gut wie keine Spur. Hartwig Schulte-Loh, Mit-Geschäftsführer von Vivendi Deutschland, räumt ein, dass dieser Fond "noch nicht so lohnenswert" sei, "wie es einmal angedacht war". Jetzt sei aber ein neuer Babelsberg-Fond in Vorbereitung, von dem Babelsberg stärker profitieren solle. Rolf Bähr, Vorstand der bundesweiten Filmförderungsanstalt, hält Filmfonds als Finanzierungsinstrument für einen ganz bestimmten Filmtyp geeignet: "Auf Gewinnerzielung angelegte Großprojekte". Vorbild: "Duell - Enemy at the Gates". Die 180 Millionen teure, fondsfinanzierte Babelsberg-Produktion wurde zwar von den deutschen Kritikern zerisssen und flopte zwar an Kinokassen, spielte international jedoch mittlerweile 170 Millionen Mark ein - und ist damit ein Markenzeichen für Babelsberg geworden.

Gemini-Chef Gerhard Schmidt lässt aber auch deshalb nicht in Köln, sondern in Babelsberg drehen, weil sich seine amerikanischen Partner und Schauspieler "von Berlin angezogen" fühlten. Davon könnten seine Berliner Produzenten-Kollegen unglaublich profitieren, meint Schmidt. Wenn es nur nicht diese "dilettantische Medienpolitik" in der Region gäbe.

Erika Butzek

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false