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Im Zwiespalt. Nach einem alliierten Bombenangriff erflehen Überlebende den Segen von Pius XII. (James Cromwell). Foto: BR

© BR/Moris Puccio/Lux Vide

Film über Papst Pius XII.: Weiche, Satan!

Ein großer Film mit kleinen Fehlern: Das zweiteilige Porträt über Papst Pius XII. lässt nicht den Hauch eines Zweifels aufkommen, was die Haltung des Papstes zu den Nazis angeht.

Die ARD hat mittlerweile Gefallen daran gefunden, zweiteilige Fernsehfilme am Stück auszustrahlen. Das hat den Vorteil, dass das Publikum am späteren Abend, wenn die Konkurrenz ihre Höhepunkte versendet hat, in Scharen zum „Ersten“ wechselt. Diese Zuschauer werden für die Rückblenden im zweiten Teil des Porträtfilms über Papst Pius XII. vermutlich dankbar sein; wer den Film am Stück sieht, fühlt sich allerdings ein bisschen verschaukelt. Davon abgesehen ist die deutsch-italienische Koproduktion großes Fernsehen, mit dem sich die ARD zu Recht ins Abendprogramm traut; einen Zweiteiler über den heiligen Augustinus hatte das „Erste“ an Ostern noch zur Mittagszeit gesendet.

Regisseur (Christian Duguay), Autor, Produzenten und Auftraggeber (der Bayerische Rundfunk und die italienische RAI) sind die gleichen, der Aufwand ist ähnlich groß. Die Dramaturgie orientiert sich diesmal jedoch deutlich stärker an gewohnten Fernseherwartungen. Mindestens so wichtig wie die Leistungen des Papstes ist eine parallel erzählte Liebesgeschichte. Pius XII. aber ist unbestritten das spirituelle Zentrum der Geschichte, die sich anders als das epische Augustinus-Porträt nicht dem gesamten Leben widmet, sondern sich klugerweise auf die Kriegsjahre 1943 und ’44 konzentriert.

Der 1939 zum Papst gewählte Eugenio Pacelli hatte eine äußerst schwierige Gratwanderung zu absolvieren. Einerseits wollte er klare Stellung zur deutschen Judenverfolgung beziehen, andererseits musste er die politische Neutralität wahren. Außerdem hatten die Nationalsozialisten frühere Einmischungsversuche etwa der niederländischen Kirche mit blutiger Rache an jüdischen Holländern beantwortet. Als die Nazis jedoch die römischen Juden deportieren, kann Pacelli nicht länger schweigen.

Immer wieder thematisiert das Drehbuch (Fabrizio Betelli, Francesco Arlanch) den Zwiespalt, lässt aber nicht den Hauch eines Zweifels aufkommen, was die Haltung des Papstes zu den Nazis angeht. Der Faschismus ist in seinen Augen die Inkarnation des Teufels, die Pflicht zum Widerstand eine Fortsetzung des ewigen Kampfs zwischen Gut und Böse: „Weiche, Satan!“ Da Pius zudem von James Cromwell (Kinogängern als Farmer in „Ein Schweinchen namens Babe“ bekannt) als gütiger und weiser Papst verkörpert wird, sind die Sympathien ohnehin auf seiner Seite. Da verzeiht man ihm auch den Versprecher „Diezöse“ (statt „Diözese“).

Damit die Handlung über drei Stunden trägt, muss sich Pacelli den Film mit einem jungen jüdischen Liebespaar teilen. Dessen Geschichte hätte man zwar durchaus kürzer erzählen können, aber die Romanze ist der Tribut an die lange Sendezeit. Mit Glück und Geschick entkommen die schöne Miriam (Alessandra Mastronardi erinnert verblüffend an die junge Sophia Loren) und Schwarzmarktgenie Davide (Marco Foschi) der Deportation und finden Zuflucht in einem Kloster. Unter den deutschen Mitwirkenden imponiert vor allem Ken Duken als ebenso feingeistiger wie grausamer Nazi, während die Auftritte von Christine Neubauer (als gute Seele des Vatikans) fast peinlich wirken, weil ihre eigene Synchronisierung fürchterlich aufgesagt klingt. „Pius XII“, Montag, ARD, 20 Uhr 15

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