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Medien: Fußball-WM: Live-Übertragung nur im Privatfernsehen

ARD und ZDF werden die Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006 nicht übertragen. Die Verhandlungen mit der Kirch-Gruppe, die über die Fernsehrechte verfügt, wurden am Mittwoch von allen drei Parteien für gescheitert erklärt.

ARD und ZDF werden die Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006 nicht übertragen. Die Verhandlungen mit der Kirch-Gruppe, die über die Fernsehrechte verfügt, wurden am Mittwoch von allen drei Parteien für gescheitert erklärt. Die Kirch-Gruppe kündigte an, die Gespräche "mit anderen Marktteilnehmern zum Abschluss zu bringen". Der reichhaltige private Fernsehmarkt werde garantieren, dass das Ereignis "von allen Zuschauern in Deutschland gesehen werden kann". Die Kirch-Gruppe ist durch den Rundfunk-Staatsvertrag verpflichtet, ein so bedeutendes Sportereignis an einen oder mehrere Free-TV-Veranstalter zu vergeben.

Kirch-Manager Dieter Hahn sagte am Mittwoch, das Münchner Medienunternehmen wolle die für 1,7 Milliarden Mark erworbenen WM-Rechte nun Privatsendern wie Sat 1, RTL oder Pro 7 anbieten. Die Radiorechte will Kirch ebenfalls an private Rundfunksender verkaufen. "Die ARD-Anstalten erhalten keine Akkreditierung", stellte Hahn klar.

Für die öffentlich-rechtlichen Sender bedeuten die geplatzten Verhandlungen, dass sie zum ersten Mal seit 1954 auf die Live-Übertragung von WM-Spielen verzichten. Während die Fußball-Weltmeisterschaft 2002 in Südkorea und Japan und die Übertragungen damit am Vormittag stattfinden, wird die WM 2006 in Deutschland ausgetragen und folglich zur besten Sendezeit ausgestrahlt. Knackpunkt für das Scheitern der Gespräche war nach ARD-Interpretation gerade die Frage der definitiven Zusicherung der Rechte für die WM 2006. So berichtete der ARD-Vorsitzende Fritz Pleitgen, trotz des "fortgeschrittenen Verhandlungsstands" sei es nicht gelungen, verbindliche Festlegungen für das Rechtepaket an der WM 2006 zu erreichen, obwohl die TV-Rechte für 2002 unstrittig gewesen seien.

ZDF-Intendant Dieter Stolte zeigte sich über den geplatzten Deal verbittert. "Das Scheitern der Verhandlungen ist eine vertane Chance für ARD/ZDF und die Kirch-Gruppe", ließ er in einer Sendermitteilung ausrichten. In seinen Umfeld hieß es, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk durch die Ablehnung eines "respektablen Verhandlungsergebnisses" ein "strategisch verheerendes Signal" ausgesandt habe: Die Gebührenzahler und die Rundfunk-Politiker könnten nun feststellen, dass Ereignisse von solchen Dimensionen im Fernsehen auch ohne ARD und ZDF funktionieren. Da würde der Grundversorgungsauftrag ohne Not untergraben, hieß es im Sender. "Die Folgen werden wir zu spüren bekommen, je näher wir an die Austragung der Spiele im Jahr 2006 herankommen", prophezeite Stolte.

Die Zuschauer werden im nächsten Jahr 24 WM-Spiele live im Free-TV sehen. Darunter befinden sich gemäß einer gesetzlichen Regelung alle Spiele der deutschen Mannschaft, das Eröffnungsmatch, die Halbfinals und das Endspiel. Die komplette WM mit 64 Spielen soll live in Kirchs Pay TV-Sender Premiere World ausgestrahlt werden. Die Zweitverwertung der Fußballspiele der WM 2002 kostet rund 250 Millionen Mark. Ein Angebot in dieser Größenordnung lag auch ARD/ZDF vor. Für das weitaus wertvollere Turnier in Deutschland wird mit Kosten von 500 Millionen Mark gerechnet.

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