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Schöner Rahmen: In Berlin werden Fahrräder gerne auch in ganzen LKW-Ladungen gestohlen.

© ddp

Gestohlene Fahrräder: Offline im Hoheitsgebiet

Ohne Alternative: Die Polizei nimmt Anzeigen zu geklauten Rädern häufig nur noch online entgegen. Dumm nur, wenn Versicherungen keine Online-Anzeigen akzeptieren.

Wer nicht online ist, ist offline. Das ist natürlich logisch. Aber auch, wer gar nicht online sein will, ist mitunter doch arg offline. Wir haben uns inzwischen daran gewöhnt, dass wir viele Dienstleistungen am Laptop selber vornehmen, Zugtickets und Flüge buchen, Geldüberweisungen, solche Sachen halt, und dass wir bei dieser Selbstdienstleistung ein paar Euro sparen. Die Dummen sind dann halt die, die die neue Zeit nicht wollen oder sie nicht bedienen können und am Ticketschalter und Banktresen mehr bezahlen. Ob man das schön oder gerecht finden will – nun ja, aber so ist es nun einmal.

Aber die Geschichte von Anfang an. Mir wurde mein Fahrrad (gut abgeschlossen an einem Bügel) gestohlen. Am helllichten Tag, vor einem Café. Drei Jahre zuvor wurde mir schon einmal ein Fahrrad (gut abgeschlossen an einem Bügel) gestohlen, mitten in der Nacht, aus dem Hinterhof heraus. Der freundliche Polizist von der Wache auf dem Kurfürstendamm, erzählte mir damals, dass in dieser Nacht von Samstag auf Sonntag eine professionelle Bande unterwegs gewesen sei. Mit LKW, auf den blitzschnell die Räder geladen würden, „auf kriegen sie die Schlösser immer in Sekundenschnelle“, über 300 Räder seien alleine in diesem Charlottenburger Kiez geklaut worden. Und, „nein, wir können die Anzeige hier auf der Wache nicht aufnehmen. Dann kommen wir zu nichts Anderem mehr.“

Das hat mir damals eingeleuchtet, das leuchtet mir auch diesmal ein. Stattdessen gibt es die Online-Wache. Wer kann, der kann bequem von zu Hause aus die Anzeige aufgeben. Sie wird zügig bearbeitet, bei Fragen gibt es am Bürgertelefon wirklich freundliche und hilfreiche Auskunft. Es kommt dann eine Vorgangsnummer und ein Aktenzeichen, alles leicht, alles easy. Für diejenigen, die Internetzugang haben. Die, die keinen privaten Zugang haben – ach Gottle, es gibt doch an jeder Ecke ein Internet-Café. Und die, die das Internet nicht bedienen können? Die soll es ja auch noch geben und die sind eben offline. Raus aus der Gesellschaft, selbst aus dem Hoheitsgebiet. Ich nehme mal an, dass man mit gehöriger Penetranz doch noch eine händische Anzeige aufgeben kann.

So sind auch Onliner ganz schnell offline, zumindest zu Fuß

Aber das ist nicht das Problem. Mein Problem war und ist, dass meine Versicherung keine Online-Anzeige akzeptiert. Vielleicht ist meine Versicherung etwas Old School, sie besteht auf eine menschliche Anzeige von der Wache. Die maschinelle Anzeige löst erst nach etlichem Hin und Her den Ersatzanspruch aus. Dilemma im Netz. Ich bin zwar online, gehe aber bis auf weiteres offline zu Fuß.

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