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"Hart aber Fair" in der ARD: Banales Wischiwaschi gegen Masern und Impfgegner

„Von Impfgegnern bis Geistheilern – alles nur Aberglaube?" Unser TV-Kritiker sieht in der Talk-Runde von Frank Plasberg vor allem schräge Argumentationen - und schlägt vor, die Macher der Sendung auf eine einsame Insel zu verbannen.

Von Beckmanns Scharlatanen und falschen Heilern direkt zu Plasbergs Impfgegnern und Geisterheilern. „Hart aber fair“ beginnt, während „# Beckmann“ noch läuft. Geteilter Bildschirm. Rechts der Abspann der Reportage. Links der verbal verzweifelte Plasberg. Er doziert über hilflose Kranke, die in der Heilmedizin ihr Heil suchen. Quotentechnisch geschickte Programmplanung. Aber tierisch langweilig. Wenn Sendungen inhaltlich zusammenpassen, gibt’s kaum Zuschauerwanderung. Kaum Audience Flow. Es zappt keiner aus der Reihe. Deshalb halt auch Geisterheiler bei Plasberg. Und als Feigenblatt, die gerade aktuellen, berüchtigten Masern-Impf-Verweigerer.

Das beißt sich schon im Titel „Von Impfgegnern bis Geistheilern – alles nur Aberglaube?“ Und in der Sendung erst recht. Am Anfang erschreckende Zahlen. Ein totes Kind. 866 Erkrankte allein in Berlin.  Deutschland hat sich gegenüber der Weltgesundheitsorganisation WHO verpflichtet, bis 2015 die Masern zu eliminieren. Aber daraus wird wohl nichts.  Auch in anderen Regionen breiten sich die Masern aus. An einer Walldorfschule in Erfurt sind 29 Kinder erkrankt. Die Impfquote dort 55 %.

Dr. Wolfram Hartmann, Präsident der Kinder- und Jugendärzte und selbst Kinderarzt ist am Verzweifeln. Er versteht nicht, warum es trotz bester Faktenlage - gut erforschte Impfstoffe und statistisch geringe Nebenwirkungen - immer noch so viele Impf-Horror-Gläubige gibt. Unbelehrbar. Unbeeindruckbar. So wie Elisabeth von Wedel, Heilpraktikerin und Homöopathin. Nach eigener Aussage hat sie sich ausgiebig und umfassend mit dem Thema beschäftigt. Die abenteuerliche Begründung: „Die Quintessenz meiner Informationen (…) war, das für mich Impfungen keine ausreichend sicheren Maßnahmen waren, um meine Tochter vor Krankheit zu schützen.“ Die Tochter wurde nicht geimpft. Bekam die Masern. Dazu eine Masern-Bronchitis. Gestorben ist das Kind nicht. Beweis genug für Frau von Wedel, das ihre Entscheidung richtig war.

Impfgegner und der Trittbrettfahrer-Effekt

Jetzt wird Dr. Eckart von Hirschhausen, Mediziner und Wohlfühl-Komiker ziemlich laut und heftig. Für ihn sind Impfgegner nur Trittbrett-Fahrer. Sie profitieren von denen, die sich selbst oder ihre Kinder impfen lassen. Eine einfache Studio-Aktion demonstriert das Phänomen der „Herden-Immunität“. Wenn 95 % der Menschen geschützt sind, können sie nicht erkranken. Und noch wichtiger, sie geben das Virus nicht weiter. Einleuchtende Argumentation. Nicht für Allgemeinmedizinerin und Homöopathin Dr. Cornelia Bajic. Sie ist gegen die Impf-Pflicht. Wegen ihres freiheitlich-demokratischen Grundverständnisses. Nach dieser schiefen Argumentation von Dr. Bajic, müsste auch die Anschnallpflicht-Diktatur und die Promillegrenze-Unterdrückung endlich beseitigt werden. 36 Minuten Impfdiskussion. Für und Wider. Kein Ergebnis, aber ein harter Schnitt. Jetzt kommen die Geistheiler dran.

Hauptsächlich geht es wieder einmal um Homöopathie. Tausendmal gehört und durchgekaut. Der Placebo-Effekt. Der kleine Tropfen Wirkstoff im großen Bodensee. Das Potenzieren. Höhepunkt dieser Wischiwaschi-Plauderei –  die Schlussrunde. Einsam gestrandet auf einer einsamen Insel. Nur Pflanzen und Tiere. Als Begleitung jemand von den anderen Talkern. Um richtig gewappnet zu sein. Gegen alle Gefahren - Krankheit, Stiche, Vergiftung. Wenn es irgendwo einen Gott der Gerechtigkeit gibt, dann müssten die Macher dieser Banal-Show auf eine einsame Insel verbannt werden. Nur dabei - eine Sendekopie. Und dann Dauerwiederholung. 

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