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Hart aber fair

© ARD

''Hart aber fair'': Plasberg sucht den Super-Gast

Castingshows sind überall. Gesucht wird das Super-Talent, der Musical-Star oder das nächste deutsche Topmodel. Und bei Frank Plasberg sogar den Super-Gast.

All diesen Castingshows ist Eines gemein: Sie sind unterhaltsame Sendeformate, die - nicht nur in Deutschland - enorme Einschaltquoten erzielen. Was es da zu diskutieren gibt? So einiges. Denn während sich die meisten Zuschauer vor den Fernsehgeräten ein schadenfrohes Lachen nicht verkneifen können, wenn sich die Kandidaten vor einem Millionenpublikum zur Lachnummer der Nation machen, ruht auf eben diesen Kandidaten ein enormer Druck. Und so stellt Moderator Frank Plasberg denn auch die Frage: Verletzen Castingshows die Menschenwürde oder sind sie ein gutes Training in unserer Leistungsgesellschaft?

An dieser Frage scheiden sich die Geister und auch die Gäste der Sendung. Während sich Sängerin Joy Fleming mit dem Erziehungswissenschaftler Wolfgang Bergmann einig ist, dass die Shows zu hart für die Seelen der jungen Menschen sind, sind sich Musikmanager Thomas Stein und Spiegel-Journalist Henryk M. Broder sicher: Castingshows sind gute Unterhaltung und der Ton ist auch nicht härter als auf der Straße. "Das ganze Leben ist ein Talentwettbewerb", gibt Broder zu bedenken.

Küblböck als "Politiker der Mitte"

Zwischen diesen beiden verhärteten Fronten hat es sich einer gemütlich gemacht, von dem man es wohl am wenigsten erwartet hätte: Daniel Küblböck, kurzzeitiger Star der ersten DSDS-Staffel. Er sieht sich selber als "Politiker der Mitte" bei Plasberg und kann beide Seiten verstehen. Küblböck sieht den Vorwurf, es würde zuviel Druck aufgebaut werden, als nicht relevant an - "schließlich wachsen Jugendliche heute sowieso mit enormen Druck auf, beispielsweise in der Schule." Gleichzeitig kann er aber auch Joy Fleming und Wolfgang verstehen: "Von Show zu Show wird der Druck immer härter und die Grenzen fallen. Es wird in Zukunft immer krasser werden", sorgt er sich.

Während also Daniel Küblböck - erstaunlich differenziert - zwischen den Fronten wandert, wird auch im Internet heiß mitdiskutiert und gestritten. "Herr Bergmann und Frau Fleming leben an der Realität vorbei", schimpft ein User auf die Anti-Castingshow-Front in der Sendung. "Angesichts des Auftretens von Herrn Broder und teilweise auch von Herrn Stein kann ich mir jetzt schon viel besser erklären, warum die deutsche Bildungspolitik in Europa keine Anerkennung finden kann" greift ein anonymer User die andere Front an. Und auch Mitte-Gast Küblböck bekommt sein Fett weg: "Der Küblböck hat sie nicht alle. Der kann auch jetzt noch nicht singen."

Plasberg startet eigenes Casting

Passend zum Thema der Sendung kommt Moderator Plasberg schließlich auf eine Idee: Warum nicht seine eingeladenen Gäste während der Sendung bewerten lassen? Nur so können die Gäste schließlich nachempfinden, wie groß der Leistungsdruck in einer Live-TV-Sendung ist. Ein kleines "Casting" wird auf der Website gestartet: Welcher Gast hat die besten Argumente? Wer den größten Redeanteil in der Sendung hat, ist auch ohne Abstimmung klar auszumachen: Daniel Küblböck redet und redet. Joy Fleming hingegen hätte erst gar nicht eingeladen werden müssen. Von ihr kommt kaum ein Argument. Henryk M. Broder polarisiert wie immer und kabbelt sich durchgehend mit dem eher trocken wirkenden Erziehungswissenschaftler Wolfgang Bergmann. Insgesamt eine dankbare Talkrunde für Frank Plasberg.

Am Ende der Sendung über Wohl und Wehe von Castingshows steht das Ergebnis des eigenen Castings von Plasberg fest: 75.000 Zuschauer haben in zwanzig Minuten Wolfgang Bergmann auf Platz eins gewählt - mit unschlagbaren 45,6 Prozent. Loser der Abstimmung ist Henryk M. Broder mit nur 9,7 Prozent. Die goldene Mitte - wie schon die gesamte Sendung über - belegte Daniel Küblböck mit 13,3 Prozent. Und steht am Ende von Hart aber Fair zwar keine Lösung des Casting-Problems, doch immerhin die Welt noch einmal auf dem Kopf: Der Castingshow-Gegner Bergmann gewinnt das Casting, der Befürworter Broder verliert haushoch. Und Küblböck? Wie immer undankbarer Dritter.

Simone Bartsch

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