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Medien: Herr Akin spart für ein Fischerboot

Berlinale-Preisträger porträtiert seine Eltern

Regisseur Fatih Akin ist der Regiestar des Jahres, seit „Gegen die Wand“ auch beim Deutschen Filmpreis die Haupttrophäen abräumte. Vier Jahre zuvor ist eine Dokumentation entstanden, die Phoenix jetzt zeigt. Ein im Vergleich kleiner Film, der die großen Gefühle – vielleicht auch zum eigenen Schutz – unter hanseatischer Schnoddrigkeit versteckt. Schließlich könnte das Sujet persönlicher nicht sein, geht es in „Wir haben vergessen zurückzukehren“ doch um die Eltern des 1973 in Hamburg-Altona geborenen Regisseurs.

Drei Jahre wollte Mustafa Akin bleiben, als er mit 23 aus einem Dorf an der türkischen Schwarzmeerküste nach Hamburg kam, um sich einen neuen Motor für sein Fischerboot zu erarbeiten. Die Ehefrau folgte nur widerwillig, sie hatte gerade ihre erste Lehrerinnenstelle in der Türkei angetreten. In Hamburg wollte der Gatte ihr nicht einmal die Teilnahme an einem Deutschkurs erlauben. Jetzt sind aus drei Jahren 35 geworden, und dem Ehemann sind die damaligen Verbote sichtbar peinlich. Seine Frau arbeitet längst wieder als Lehrerin.

Keine spektakulären, doch hochdramatische Geschichten. Auch formal gibt sich der Film bescheiden als Familienrecherche, wobei Fatih Akin sich von Altona langsam zum Schwarzen Meer durchschlägt und auch die Tanten und Onkel besucht, die in der Zwischenzeit in die Türkei zurückgekehrt sind. Jetzt erinnern Fotos mit Weihnachtsbaum und HSV-Shirt an die Zeit – und den Heroismus des Aufbruchs. Denn Akins Film ist nicht aus Mitleid, sondern aus Bewunderung und Stolz entstanden: Eine Hommage an den Mut und Unternehmungsgeist dieser Menschen, die als junge Leute ihre Heimat verlassen haben, um ihr Glück in einem fremden Land zu suchen.

„Wir haben vergessen zurückzukehren“: Phoenix, 20 Uhr 15 im Rahmen eines Themenabends Türkei

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