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Herzlich uneinig: Jugend forscht

Der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor und ZDF-Intendant Thomas Bellut reden erstmals öffentlich über einen gemeinsamen Jugendkanal. Die Statements lassen keine vertiefte Männerfreundschaft erwarten.

Männerfreundschaften sind prekär. Die früheren SPD-Genossen Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine sind heute einander in tiefer Abneigung zugetan. Welches Verhältnis der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor und ZDF-Intendant Thomas Bellut anstreben, ist noch eine offene Beziehungsfrage, aber ihr Zusammentreffen beim medienpolitischen Dialog der SPD-Bundestagsfraktion am Donnerstag in Berlin war nicht von Harmonie geprägt. Beide nutzten das angeschlagene Generalthema „Perspektiven des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ zur Bekräftigung der Positionen, was die Zukunft der jeweils drei Digitalkanäle angeht.

Lutz Marmor blieb bei dem zu Wochenbeginn ans Zweite ausgesandten „Impuls“, dass ARD und ZDF die sechs Programme zu drei gemeinsamen zusammenführen sollten. Insbesondere warb er wieder für einen aus EinsPlus und ZDFKultur zu formenden Jugendkanal, bei dieser Zielgruppe hätten beide Systeme Nachholbedarf. „Gemeinsam sind wir stärker“, appellierte er an den ZDF-Chef.

Thomas Bellut gab zu verstehen, dass das ZDF über seine Digitalstrategie durchaus Erfolge beim jüngeren Publikum vermelden kann. ZDFneo habe einen Marktanteil von einem Prozent, ZDFinfo von 0,6 Prozent, beim Informationskanal sei die Zahl der Zuschauer unter 50 Jahren größer als jene über 50. Für den ZDF-Chef ist es ausgemachte Sache, dass ein gemeinsamer Kanal nicht aus dem personellen wie finanziellen Bestand der Sender destilliert werden kann, auch könnten ältere Redakteure nicht plötzlich in jüngere Programmmacher verwandelt werden. Und ARD-Unterhalter machten plötzlich bei ZDFneo mit? „Das Verschmelzungsmodell der ARD wird nicht klappen“, dekretierte Bellut. Natürlich würde der Marmor-Impuls geprüft, „aber eine unfreundliche Teilübernahme unserer Programme“ durch die ARD mache keinen Sinn.

Zu einer echten, haltbaren Männerfreundschaft Marmor/Bellut wird es einer Partnervermittlung durch die Medienpolitik bedürfen. Joachim Huber

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