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High-Speed-Internet: Luftrettung für DSL-Wüsten

Wimax ist die große Hoffnung für Internetsurfer, die bisher auf DSL verzichten mussten. Am Dienstag versteigert die Bundesnetzagentur die Frequenzen für die neuen drahtlosen Breitband-Internetzugänge.

Berlin - Die Bundesnetzagentur hat Deutschland in 28 Regionen aufgeteilt, in denen jeweils vier Frequenzen zu vergeben sind. Weiße Flecken bei Breitbandanschlüssen gibt es nicht nur in ländlichen Gebieten, oft schon kurz hinter der Stadtgrenze.

Auch Kunden in jenen Gebieten, die in den 90er Jahren per vermeintlich zukunftssicherer Glasfaser mit der für DSL untauglichen Optischen Anschlussleitung (OPAL) versorgt wurden, warten seit vielen Jahren sehnsüchtig auf die Luftrettung per Breitband-Internetfunk Wimax (Worldwide Interoperability for Microwave Access).

Ursprünglich sollten die Frequenzen in einem Ausschreibungsverfahren vergeben werden. Nachdem sich aber mehr als 100 Anbieter mehrfach bundesweit um die dafür viel zu knappen Frequenzen bewarben, schwenkte die Bundesnetzagentur wie gesetzlich vorgeschrieben auf eine Versteigerung um. Geld wäre bei einer Ausschreibung erst fällig gewesen, wenn eine ergatterte Frequenz tatsächlich genutzt wird. Bei der Versteigerung muss indes sofort gezahlt werden - die Zahl der Interessenten schrumpfte auf jetzt nur noch sechs mittlere Unternehmen. Die Auktion findet im selben Gebäude der Bundesnetzagentur in Mainz statt, in der bereits die UMTS-Frequenzen versteigert wurden und mehr als 50 Milliarden Euro in die Kasse des Bundes spülten.

Frequenzen wurden schon einmal versteigert

Rudolf Boll, Sprecher der Bundesnetzagentur, sieht durch die Kosten der Versteigerung ausreichend wirtschaftlichen Druck dafür, dass die Anbieter ihre Regionen möglichst rasch mit Wimax versorgen, um zahlende Kunden zu gewinnen. Bis Ende 2009 müssen mindestens 15 Prozent der Gemeinden, bis Ende 2011 dann 25 Prozent abgedeckt sein.

Zur Versteigerung stehen ausschließlich Frequenzen aus zweiter Hand. Sie hatte die Bundesnetzagentur 1999 schon einmal per Ausschreibung vergeben. Private Telefonanbieter konnten mit ihrer Hilfe die so genannte letzte Meile zum Kunden auch ohne die Telekom überbrücken, die sich damals noch gegen die Nutzung ihrer Leitungen durch Wettbewerber sperrte. Allerdings blieb die "drahtlose Teilnehmeranschlussleitung" ein Ladenhüter. Die Telekom musste ihre Netze im Zuge der Liberalisierung öffnen, so dass private Anbieter heute im Ortsnetz sehr viel günstiger durch die bei der Telekom angemietete letzte Kabelmeile aus dem eigenen Netz zu ihren Kunden gelangen.

"Jedes Dorf, das mit DSL versorgt wird, bricht als Markt weg"

Nun sollen die wieder freien Frequenzen für Wimax genutzt werden, doch auch hier droht ein ähnliches Schicksal. Die Telekom will in den nächsten Jahren alle Telefonanschlüsse auf die deutlich günstigere Internettelefonie umstellen, so dass in jeden Haushalt ein DSL-Anschluss verfügbar sein wird. Experten sind sich uneins, ob Wimax nur eine Übergangstechnologie ist, die spätestens durch die ehrgeizigen DSL-Pläne von Telekomchef René Obermann obsolet wird, oder ob sich der Internet-Breitbandfunk dauerhaft als Rivale gegenüber dem Festnetz behaupten kann.

"Jedes Dorf, das mit DSL versorgt wird, bricht als Markt für Wimax weg", sagt Urs Mansmann, Wimax-Experte des Magazins für Computertechnik c't. Für die Aufstellung eines Netzes von Wimax-Sendemasten und dessen Kabel-Anbindung müssen die Anbieter sehr viel Geld investieren. "Das Risiko scheint den großen Playern zu hoch zu sein", meint Mansmann. Allerdings dürfte das Wimax den teuren Internetzugang per UMTS-Handynetz sowohl bei den Netz-Investitionskosten als auch im Endkundenmarkt in Bedrängnis bringen. (tso/AFP)

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