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Medien: „Ich komme jeden Berg runter“

Gerhard Delling über Wintersport, Wortspiele und seinen Großeinsatz in Turin

Man kennt Sie als Fußball-Experten, vor allem an der Seite von Günter Netzer. Was macht ein Nordlicht bei Olympischen Winterspielen?

Halt! Ich bin Sportjournalist. Die Winter-Olympiade mache ich seit 1992 ja schon zum fünften Mal.

Noch nie einen Berg heruntergefallen?

Ich komme wirklich fast jeden Berg runter, die Frage ist nur, wie. Der große Stilist bin ich aber sicher nicht.

Jetzt sind Sie runter nach Turin für die ARD, moderieren jeden zweiten Tag aus dem Studio in Sestriere. So spannend sind Winterspiele ja nicht durchgehend. Fehlt Ihnen da nicht Co-Moderator Günter Netzer? Zur Auflockerung?

Das wäre sehr schön, wenn er dabei wäre. Ganz allein bin ich aber nicht. Wir werden natürlich Kontakt halten. Er wird mir immer sagen, was ich alles falsch gemacht hab’.

Lustig wird es vielleicht auch am späten Abend, mit Waldemar Hartmann und Harald Schmidt, dem neuen ARD-Doppel.

Ein Pilotprojekt, ja. Ich find’ das sehr mutig. Die beiden verstehen sich gut. Das hat man schon bei der Präsentation des ARD-Teams gemerkt.

Sie gelten als Spezialist für Wortspiele à la „Wenn man ihn jetzt ins kalte Wasser schmeißt, könnte er sich die Finger verbrennen“ oder „Die Luft, die nie drin war, ist raus aus dem Spiel“. Wie ergiebig ist in dieser Hinsicht der Wintersport?

Ich suche mir diese Wortspiele ja nicht aus. Das hängt auch nicht von der Sportart ab, eher von der Tagesform. Aber wenn’s mich dann packt, dann ist es so. Ist halt eine Marotte von mir. Man darf aber nicht mit allem Wortspiele machen.

Dafür haben Sie ja gerade noch ein Langenscheidt-Wörterbuch auf den Markt gebracht: Fußball – Deutsch / Deutsch – Fußball.

Ich schreibe grundsätzlich gerne, schreibe alles auf, was mich beschäftigt, auch Fiktionales. Erst hatte ich dem Verlag abgesagt, aus Zeitgründen. Dann habe ich es doch versucht. Das Lexikon läuft fantastisch.

Ein ernstes Thema, Stichwort Terror und Turin. Nach dem Streit um die Mohammed-Karikaturen ist die Stimmung aufgeheizt. Haben Sie keine Angst, dass Terroristen das globale, sportliche Großereignis nutzen könnten?

Ich mache mir keinen einzigen Gedanken darüber, bin bei so vielen Großveranstaltungen gewesen, bei denen nichts passiert ist. Bei einer ist was passiert, in Atlanta, wo wir das auch als Terror empfunden haben, zumindest die erste Nacht über. Ganz extrem war es in Salt Lake City, wegen der Sicherheitsmaßnahmen. Es bringt ja gar nichts, über mögliche Gefahren länger nachzudenken. Das würde mich verrückt machen.

Und die Fußball-WM?

Da sehe ich eigentlich eher eine Chance. Es gibt wirklich kein anderes Genre, wo Menschen dann doch im Endeffekt zusammenkommen, friedlich zusammen- kommen, wie bei solchen sportlichen Großereignissen.

Zu Ihrer Zukunft: Eigentlich sollten Sie zum 1. März Ihren Job als NDR-Sportchef aufgeben. Hagen Boßdorf sollte Nachfolger werden. Der wird es ja nun nicht, wegen der Stasi-Geschichte.

Man hat mich gebeten, zu verlängern. Ein bisschen jedenfalls, maximal bis Ende des Jahres. Eigentlich wollte ich mich ja mehr selbständig machen, mehr Freiräume haben, das stimmt. Aber ich fühle mich dem NDR nach 26 Jahren auch moralisch verpflichtet. Danach haben wir in Sachen Sportchef hoffentlich eine schöne, vernünftige Lösung.

Das Gespräch führte

Markus Ehrenberg

Gerhard Delling moderiert heute ab 0 Uhr 50 die „Olympia Nacht“ in der ARD, an der bis 5 Uhr 30 Uhr auch die ARD-Experten Katarina Witt und Markus Wasmeier teilnehmen.

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