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Im RADIO: Kino, Kinder und Kasernen

Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten.

Vor genau 75 Jahren wurde das erste Autokino eröffnet. Natürlich in den USA, wo Kino und Auto zu den tragenden Säulen der Kultur gehören und eine Verschmelzung deshalb wohl in der Luft lag. Was vor einem Dreivierteljahrhundert in Camden/New Jersey begann, hieß damals noch in romantischer Anschaulichkeit Drive-in-Theatre. Später wurden Autokinos nicht nur in den Vereinigten Staaten von Amerika populär, als Orte für ungestörte Stunden zu zweit und entspannte Großfamilienabende. In ihrem Feature „Monster, Mädchen und Motoren“ erzählen Markus Metz und Georg Seeßlen eine kleine Geschichte dieses mythischen Ortes. Heute verschwinden die Autokinos aus den Stadtbildern, was nicht nur an technischen Problemen liegt. Schon gelten die letzten Repräsentanten der Spezies als bizarre Kultstätten, die man unbedingt noch einmal gesehen haben muss, bevor es für immer zu spät ist (Deutschlandradio Kultur, 4. Juni, 19 Uhr 30, UKW 89,6 MHz).

Im Jahr 2000 entschied der europäische Gerichtshof, dass Frauen auch in militärischen Dingen nicht benachteiligt werden dürfen. Wie Männer haben sie das Recht, einen Panzer zu fahren, eine Bombe zu werfen, einen Gegner mit dem Bajonett anzugreifen. Mittlerweile gibt es rund 12 000 Frauen in der Bundeswehr, etwa die Hälfte davon leistet Dienst an der Waffe. Christiane Kaess hat eine von ihnen porträtiert. „Zum Beispiel Feldwebel Jenny“ heißt ihr Feature, das von einer Frau im traditionellsten aller Männerberufe erzählt. Feldwebel Jenny begründet ihre spektakuläre Berufswahl mit Erlebnishunger. Sie wolle raus aus dem Alltag und etwas von der Welt sehen. Nun ist sie im Kosovo gelandet. Für ihre Freunde und die Familie eine harte Zeit. Und auch Jenny hat sich manches ganz anders vorgestellt (Deutschlandfunk, 6. Juni, 19 Uhr 15, UKW 97,7 MHz).

Mittlerweile ist die Reproduktionsmedizin so weit fortgeschritten, dass ein Embryo auf etwa 7000 Merkmale für spätere Krankheitsrisiken untersucht werden kann. Wer in England viel Geld bezahlt, darf sich aus mehreren Embryonen den lebenstauglichsten heraussuchen lassen. Das Hörspiel „Die Unmöglichen“ von Paul Plampers und Julian Kamphausen führt in einen „pränatalen Spekulationsraum“. Drei in vitro erzeugte Föten warten auf die Entscheidung ihrer Eltern, welcher von ihnen erwählt und ausgetragen wird. Bis es so weit ist, erzählen sie von ihrem kommenden Leben, das nur eine Möglichkeit ist. Sie kommentieren den Entscheidungsprozess der Eltern und spekulieren heftig, wer von ihnen wohl am Ende das Rennen machen wird (SWR 2, 6. Juni, 22 Uhr 33, Kabel UKW 107,85 MHz).

Als die junge italienische Ärztin Maria Montessori vor gut einem Jahrhundert im römischen Arbeiterviertel San Lorenzo ein Haus für Kinder eröffnete, sollte dort nichts an die damals üblichen Erziehungsmethoden erinnern. Keine Zurichtung für die Bedürfnisse der Industriegesellschaft, weder Angst noch Drill. Stattdessen die Suche nach dem „inneren Bauplan“ des Kindes und Vertrauen in seine „Selbstbildungstriebe“. Montessoris Programm einer pädagogischen Liebe, die Ordnung und Disziplin nicht ausschließt, wurde ein Welterfolg. Lenin nannte sie kommunistisch, die Sozialdemokraten waren begeistert, Papst Johannes Paul II sah echt katholische Ideale. In seinem Feature „Beschwingtes Lernen ohne Stress“ erzählt Autor Heinz Jörg Graf über eine Pädagogik, die auch aus deutschen Grundschulen nicht mehr wegzudenken ist (Kulturradio vom RBB, 9. Juni, 19 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Die Neugier ist ein Grundübel der menschlichen Gattung. So hat es der fortschrittsungläubige Philosoph Blaise Pascal vor ein paar Jahrhunderten formuliert. Als Therapie empfahl er das stille Ausharren in einem Zimmer. Aber die Neugier lässt sich nicht einfach per Willensakt besiegen. Sie gehört zur Gattung wie Hunger und Durst. Ein anthropologisches Schlüsselmerkmal, das Autor Friedrich Pohlmann in seinem Radioessay „Neugier und Kreativität“ ausgiebig untersucht. Menschliche Neugier braucht keinen unmittelbaren Zweck, sie ist Bedürfnis an sich. Ohne Neugier gäbe es keine Kreativität, keine Kunst oder Wissenschaft, ja nicht einmal das Spiel der Kinder. Grund genug, der Neugier eine informative Radiostunde zu widmen (SWR 2, 10. Juni, 21 Uhr 03).

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