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Im RADIO: Messies und kauzige Sammler

Hegels tollkühne Abstraktionen: Die Hörfunk-Woche im Blick von Tom Peuckert.

Irgendwann in den Neunzigern ist aus dem DJ eine Ikone des Kulturbetriebs geworden. Der biedere Schallplattenaufleger verwandelte sich in den kreativen Pop-Star, der seine Musik selber herstellt. Sascha Verlans und Almut Schnerrings Lange Radionacht „33 1/3 Umdrehungen in der Minute“ erzählt aus dem Innenleben eines glamourösen Berufsstandes. Alles, was wir schon immer über die DJ-Kultur wissen wollten: Namen, Stile, Techniken. (Deutschlandradio Kultur, 27. April, ab 0 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

Von Berlins Straßen sind sie fast gänzlich verschwunden. Die Briefmarkenläden mit ihren Schaufenstern voll exotischer Klebebildchen. Vor Jahrzehnten war Briefmarkensammeln das Hobby an sich, heute wird der Philatelist eher als Kauz betrachtet. Alexa Hennings’ Feature „Pinzette, Lupe, Katalog“ sucht nach Spuren einer Leidenschaft. Sie trifft letzte Zirkel, die sich mit Lupe und Pinzette dem Zeitgeist entgegenstemmen, und Grafiker, die ihre Kunstwerke noch immer allein für die Post schaffen (Kulturradio vom RBB, 27. April, 9 Uhr 05, UKW 92,4 MHz).

Vor genau 70 Jahren hat Albert Hofmann das LSD entdeckt und im Selbstversuch seine Wirkungen studiert. Für die Achtundsechziger besaß die Droge eine revolutionäre Potenz. Später wurde sie verteufelt, ihre Konsumenten von Justiz und Polizei verfolgt. Ronald Steckels Hörspiel „Der Weltknoten“ lässt den magischen Glanz noch einmal aufscheinen. Erinnerungen an einen kollektiven LSD-Trip während der Jahre des Studentenprotests, der das Leben aller Beteiligten für immer veränderte (Kulturradio vom RBB, 28. April, 14 Uhr 04).

Im Fernsehen wird er meist als Freak vorgeführt. Er schleppt Müll in seine Wohnung, bis die Polizei kommt. Dorothea Massmanns Feature „Brauch ich!“ wirft einen differenzierteren Blick auf den sogenannten Messie. Wer ist noch Sammler, wer schon süchtig? Die Autorin hat einige Messies zum Reden gebracht. Sie betritt prall gefüllte Wohnungen und lässt sich von tragikomischen Beziehungen zur Dingwelt erzählen (SWR 2, 28. April, 14 Uhr 05, Kabel UKW 107,85 MHz).

Sören Kierkegaard empfand das menschliche Leben als tragisch, aber er liebte trotzdem die Ironie. Er war ein Zeitgenosse Hegels und soll aus dessen Berliner Vorlesung schreckensbleich herausgestürzt sein. Das ist der Tod, habe er gemurmelt, und meinte Hegels tollkühne Abstraktionen. Kierkegaard bevorzugte Sinnlichkeit, essayistisches Denken, ein Spiel mit Masken und Paradoxien. Vor 200 Jahren kam der Philosoph in Kopenhagen zur Welt. Friedrich Pohlmanns Radioessay „Existenzialistische Rollenspiele“ porträtiert Leben und Werk des einflussreichen Denkers (SWR 2, 29. April, 22 Uhr 03).

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