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Interview: „Ich verhandle selber“

Rainer Butt gehört mit Büchern für Produktionen wie "Der letzte Zeuge", "Die Kommissarin" und "Großstadtrevier" zu den erfolgreichsten Drehbuchautoren in Deutschland. Über deutsche Autoren und das Modell "Writers Guild".

Die US-Autoren haben für eine bessere Geschäftsbeteiligung bei der Verwertung „ihrer“ Filme in neuen Medien wie DVD oder Internet gestreikt. Hätten deutsche Autoren auch Grund für einen Arbeitskampf?

Wir haben auf jeden Fall Gründe unzufrieden zu sein und uns zu wehren. Aber: Wir sind das schwächste Glied in der Kette, die vom Autor über die Regisseure, Redakteure und Schauspieler zu den Produzenten und Programmverantwortlichen der Sender führt. So habe ich es Mitte der 90er Jahre vorgefunden, als ich vom Journalismus in diese Branche wechselte, und so ist es bis heute. In einigen Punkten hat sich die Situation sogar verschlechtert. Wir haben ein Stück weit die Entwicklung verschlafen, wir haben zu viel hingenommen und laufen den Dingen jetzt hinterher.

Was haben Sie verschlafen?

Es fing mit Kleinigkeiten an, etwa, dass der Nachspann immer stärker gekappt und gleich der nächste Trailer überblendet wird, so dass man bestenfalls noch die Namen der Schauspieler lesen kann. Oder, dass die Autorennamen in den Programmzeitschriften nicht mehr erwähnt werden. Ich wundere mich, dass Sie mich kennen... Gegen solche Tendenzen hätten wir uns wahrscheinlich früh wehren müssen. Die Verwertung der Filme auf Videos, DVDs und im Internet ist ein ganz wichtiges Feld, das wir mühsam und leider ziemlich vergeblich beackern.

Um die Rechte bei der Internet-Verwertung ging es den US-Autoren besonders.

Das wäre auch für uns eine zunehmende Einnahmequelle, aber wir sind an den Erlösen nicht beteiligt. Die Liste der Verwertungskanäle, für die wir die Rechte abtreten, wird in den Verträgen immer größer, aber die Honorare nicht.

Also wünschen Sie sich so eine starke Gewerkschaft wie die „Writers Guild“?

Ich wünsche mir eine starke Interessenvertretung, ob nun als Berufsverband oder Gewerkschaft. Aber ich habe keine Sehnsucht nach dem US-amerikanischen Modell. Alle sehen bewundernd darauf und auch ich habe allen Respekt, aber: Es ist eine Art Zwangsgewerkschaft, das finde ich zwiespältig. Man weiß nicht, welche Interessen da am Ende dominieren. Ich handele meine Verträge gerne selber aus und möchte die Entscheidung, was ich akzeptiere und was nicht, nicht an Dritte delegieren. Es gibt zum Beispiel sehr unterschiedliche Positionen für Berufsanfänger und solche, die schon länger dabei sind. Das kann auch einen Unterschied des individuellen Interesses gegen das kollektive Interesse bedeuten. Es ist ein kleiner, überschaubarer Markt, auf dem man sich durchsetzen muss. Sicher ist es kein Beruf für Leute, die ein starkes Ego nach außen tragen.

Vereint ist man nicht stärker?

Es gibt ja den Verband Deutscher Drehbuchautoren, dem ich angehöre. Er spielt eine wichtige Rolle und kümmert sich um all die Dinge, von denen wir sprechen. Man kann sich rechtlich auf den Stand bringen lassen, um das Kauderwelsch der Verträge zu verstehen, oder mithilfe eines Honorarspiegels die Geldseite prüfen. Man ist nicht ganz isoliert.

Die Fragen stellte Henrike Thomsen.

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