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Am Sonntag im TV Duell: Angela Merkel und Martin Schulz.

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Update

Journalistenverband DJV: "Sender hätten im Zweifel lieber auf das TV-Duell verzichten sollen"

Eine "Missgeburt", den Sendern vorgeschrieben vom Regierungssprecher? Das für den Sonntag anstehende TV-Duell zwischen Merkel und Schulz steht heftig in der Kritik. Nun hat die Kanzlerin darauf reagiert.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat den Modus des anstehenden TV-Duells zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Herausforderer Martin Schulz (SPD) kritisiert. „Ich wundere mich, dass der Regierungssprecher den Sendern offenbar vorschreiben kann, wie das Fernsehduell ablaufen soll“, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall in einer am Dienstag verbreiteten Mitteilung. „Die Sender hätten im Zweifel lieber auf das Duell verzichten sollen, als sich den Wünschen der Kanzlerin zu beugen.“

Das Duell, das am 3. September um 20 Uhr 15 im Ersten, im ZDF, auf RTL und Sat.1 zu sehen ist, sollte zunächst nach dem Willen der Sender an zwei Abenden - einmal im öffentlich-rechtlichen und dann im privaten TV - ausgestrahlt werden. Das Modell fand im Kanzleramt keine Zustimmung. Auch die Idee, die beiden Moderatorengespanne (Maybrit Illner mit Peter Kloeppel sowie Claus Strunz mit Sandra Maischberger), nacheinander in 45-Minuten-Blöcken fragen zu lassen, wurde abgelehnt. Sie sollen sich jetzt ständig abwechseln.

Zuletzt hatte auch Ex-ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender im "Spiegel" das Format kritisiert, Angela Merkel und ihrem Sprecher Steffen Seibert vorgeworfen, die Bedingungen für das TV-Duell mit Herausforderer Martin Schulz arrogant und kompromisslos verhandelt zu haben. Als TV-Format sei das Duell eine "Missgeburt". "Die Einigung ist unter Erpressung durch das Kanzleramt zustande gekommen. Solche Vereinbarungen nennt man sitten­widrig."

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat diese Kritik indes. Es sei „guter Stil, dass man über die Modalitäten spricht, wie die Dinge ablaufen können“, sagte Merkel am Dienstag in ihrer traditionellen Sommer-Pressekonferenz in Berlin. Die Diskussion über das Format stehe aus ihrer Sicht nicht im Gegensatz zur Pressefreiheit. Die Freiheit, darüber zu entscheiden, ob man eine Einladung zu einer solchen Sendung annehme oder nicht, sei „ja immer genauso wichtig wie die Freiheit der Presse und die Unabhängigkeit“.

Die CDU-Chefin sagte, das Format der Vergangenheit habe sich sehr gut bewährt. Es biete die Möglichkeit, sich stark auf den Dialog zwischen beiden Kontrahenten zu konzentrieren. „Deshalb war unsere Vorstellung davon, dass wir das auch im Kern so beibehalten.“ Zudem gebe es eine Vielzahl anderer Interview-Formate, wie etwa sogenannte Townhall-Gespräche mit Publikum, „so dass auch das Gespräch mit dem Bürger nicht zu kurz kommt“.

Der Frage, ob sie der Einladung zum TV-Duell nicht gefolgt wäre, wenn ihre Bedingungen nicht erfüllt worden wären, wich Merkel aus. Sie antwortete mit den Worten: „Das heißt erstmal, dass ich mich auf das Duell am Sonntag freue.“ Die Menschen sollten sich ein Bild von den Konzepten und Zukunftsvorstellungen der beiden Spitzenkandidaten machen, „die eine realistische Chance darauf haben, das Amt des Bundeskanzlers auch auszuüben“. meh/dpa

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