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Medien: Kehlmann und ein verliebter Pirat

Pfarrer Oskar Brüsewitz war eine dunkle Legende der DDR. Ein Name wie Donnerhall.

Pfarrer Oskar Brüsewitz war eine dunkle Legende der DDR. Ein Name wie Donnerhall. Vor genau dreißig Jahren hat sich der protestantische Geistliche auf dem Marktplatz der kleinen thüringischen Stadt Zeitz mit Benzin übergossen und angezündet. Um ihn herum standen handgemalte Plakate, die das SED-Regime anklagten. In seinem Feature „Ich stürme für Gott die Republik“ erinnert Autor Steffen Lüddemann an den einsam-verstörenden Freitod des Pfarrers. Eine Spurensuche unter Zeitgenossen. Gespräche mit jenen, die ihn gekannt und geliebt haben (Kulturradio, 16. August, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

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Wer hat beim Anblick des scheinbar mühelos aus der Leitung fließenden Trinkwassers noch nie Sorge gefühlt? Wird das Lebenselixier wirklich für alle Zeiten reichlich vorhanden sein? Wird es Natur und Wissenschaft gelingen, aus verseuchter Flüssigkeit immer wieder neues Trinkwasser zu zaubern? Oder leben wir mit unserem großen Durst auf Kosten kommender Generationen? Autor Klaus Ihlau hat sich unter Wasserexperten umgehört. Sein Feature „Trinkwasser“ erzählt am ausgewählten Beispiel – der Belastung des Wassers durch Hormone – vom biologischen Gedächtnis des Wassers, von den Unterschieden zwischen Reinigung und Regeneration, von Hoffnungen und Befürchtungen (Kulturradio, 19. August, 09 Uhr 05, UKW 92,4 MHz).

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Bargan ist Kapitän bei den Seeräubern. Kein ehrwürdiger Beruf im bürgerlichen Sinne, aber eine ergiebige Quelle poetischer Phantasien. „Bargan lässt es sein“ heißt ein beinahe unbekannter Text Bertolt Brechts, der beim Deutschlandfunk in einer schönen Radioinszenierung zu hören ist. Hermann Lause und Ulrich Wildgruber präsentieren die schauerliche Moritat von einem Mann, der an seiner Liebe zugrunde geht. Bargans Liebe fällt nicht auf irgendeine hübsche Seeräuber-Jenny, sondern auf einen Mann aus seiner Truppe. Der Klumpfuß Croze ist abstoßend hässlich und obendrein ein Verräter, aber das bewahrt Bargan nicht vorm Untergang im Ozean der Gefühle. In Brechts trunken-metaphorischer Parabel über die Macht der Liebe, die sich jederzeit ins Zerstörerische wenden kann, treffen sich Archaik und Moderne zum reizenden Dialog über die menschliche Unvernunft (Deutschlandfunk, 19. August, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

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Daniel Kehlmanns Roman „Die Vermessung der Welt“ ist ein großer Erfolg auf dem Buchmarkt gewesen. Erzählt wird die Begegnung zweier alter, etwas verschrobener, dennoch listig-wachsamer Gelehrter aus Deutschland. Die Herren Gauß und von Humboldt treffen sich 1828 in Berlin. Der eine hat die Welt in rastlosem Drang per mathematischer Formel erforscht, der andere mit ebenso unermüdlicher Neugier ihre hintersten Winkel bereist. Der eine hatte zu Hause theoretische Abenteuer ohne Zahl, der andere schlug sich in der Fremde mit Stürmen und wilden Tieren herum. Nun diskutieren sie die Summen ihrer so gegenläufigen und doch verwandten Existenzen. Wer Kehlmanns geistreiches und spannendes Buch bisher verpasst hat, kann es nun mit einer schönen Hörspielbearbeitung des Romans versuchen (SWR 2, 20. August, 16 Uhr 05, Kabel UKW 107,85).

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Dass auch Tiere Intelligenz und einfühlsame Seelen besitzen, gilt als Binsenweisheit. Trotzdem verblüffen die Erkenntnisse der Verhaltensforscher. In einem kleinen Wissenschaftsfeature erzählt Autorin Peggy Fuhrmann über „Die Menschenkenntnis der Tiere“ . Die Kommunikation zwischen Mensch und Tier ist beileibe keine Einbahnstraße. Auch Tiere fühlen sich in ihr Gegenüber ein, sie beherrschen kommunikative Tricks, praktizieren Strategien der Manipulierung, um beim Menschen ein gewünschtes Verhalten hervorzurufen. Keiner sollte sich also in Gegenwart von Hund oder Katze noch unbeobachtet und unerkannt fühlen (Kulturradio, 21. August, 19 Uhr 04).

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