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Medien: Kein Wandel, Katastrophe!

Bekanntlich lebt der deutsche Staat seit Jahrzehnten über seine Verhältnisse. Er hockt in der Schuldenfalle und scheint sich dort ganz wohlzufühlen.

Bekanntlich lebt der deutsche Staat seit Jahrzehnten über seine Verhältnisse. Er hockt in der Schuldenfalle und scheint sich dort ganz wohlzufühlen. Aber was bedeutet jene dreizehnstellige Zahl, die auf der vom Bund der Steuerzahler betriebenen „Schuldenuhr“ zu lesen ist? Feature-Autor Jens Jarisch hat sich in den Dschungel der deutschen Staatsverschuldung vorgewagt. Wie ein Archäologe gräbt er zwischen Fakten, Meinungen, Hoffnungen und Befürchtungen. Sein Feature „Das Geheimnis des geliehenen Geldes“ führt zu den Fundamenten unserer ökonomischen Existenz. In geheime Räume, die man nur mit starken Nerven betreten sollte (Kulturradio, 10. Januar, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Im letzten Winter hatten wir noch Hoffnungen. Bei zehn Grad minus Anfang März träumte man, dass die Klimakatastrophe nur ein mediales Hirngespinst sei. Nun schwitzen wir uns durch den Januar, und alle Sorgen scheinen sehr begründet. Für sein Feature „Fließendes Eis“ ist Autor Johannes Kaiser an einen Ort gegangen, wo schon lange nicht mehr gehofft wird. In der Arktis ist die Erwärmung weit fortschgeschritten. Immer weniger Experten sprechen vom Wandel, immer mehr nennen es Katastrophe. Kaiser erzählt von tauenden Dauerfrostböden, Bonsai-Gletschern und von Tierarten, die Einheimische noch nie gesehen haben (Deutschlandfunk, 11. Januar, 19 Uhr 30, UKW 97,7 MHz).

Am Samstagabend vergessen wir dann alle Sorgen. Wir ziehen uns was Schönes an und gehen in die Met. Natürlich nur als passionierte Radiohörer, aber auch das kann ein Vergnügen sein. Ende Dezember wurde in der Metropolitan Opera ein Werk des Chinesen Tan Dun uraufgeführt. Der Komponist steht für spannende Synthesen aus östlicher und westlicher Musiktradition. Er hat in Hollywood einen Oscar für seine Filmmusik bekommen, in New York verstärkt er das klassische Orchester durch die Perkussionsinstrumente seiner Heimat. Tan Duns Oper „The First Emperor“ erzählt eine Legende aus dem Alten China. Kaiser Chin, zerrissen zwischen Machtpolitik und Sehnsucht nach dem Schönen, opfert das Leben seiner Tochter. In der Titelrolle Placido Domingo. Das Radio überträgt in voller Länge (Deutschlandradio Kultur, 13. Januar, 19 Uhr 30, UKW 89,6 MHz)

Grimmelshausens Roman „Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch“ war das erste Stück Weltliteratur in deutscher Sprache. Noch heute ist das Buch eine Abenteuergeschichte ohne Beispiel. Ein Zeitdokument aus einer Welt, die in die Abgründe des uferlosen Krieges gestürzt ist. Vor 20 Jahren hat der Schriftsteller Ludwig Harig den Roman in eine Hörspielfassung gebracht, ergänzt durch kommentierende Musik und die Urteile heutiger Kinder, die Grimmelshausens Roman gelesen haben. Eine Preziose aus Rundfunkarchiven (Deutschlandradio Kultur, 14. Januar, 18 Uhr 30, Teil 2 am 21. Januar)

„Gott flaniert“ heißt ein wunderbar abgründiges Hörspiel von Lothar Trolle . Die Grundidee ist so simpel wie wirkungsvoll: Gott Hermes flaniert durch eine zeitgenössische Landschaft. Nach mythischer Überlieferung schützt Hermes die Wanderer, aber auch die Diebe und Lügner. Nebenbei hat er ein ausgezeichnetes Verhältnis zu den Musen. Bei Trolle sind die Widersprüche ins Extrem gesteigert. Sein Hermes stiehlt und mordet. Während dieser Untaten ist er im Kopf pausenlos mit den Feinheiten der deutschen Verskunst beschäftigt. Mit Klopstocks Alexandrinern, Lessings Blankversen, Goethes freien Rhythmen. Regisseur Klaus Buhlert hat die schwarze Parabel auf Kunst und Verbrechen wie ein Stück Popmusik in Szene gesetzt (Deutschlandfunk, 16. Januar, 20 Uhr 10).

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