KRITISCH gesehen: U-Bahn-Verkehr

Circus Halligalli. ProSieben. Der U-Bahn-Ficker exklusiv, das erste Interview vor Kameras. Spiel, Satz und Sieg für die Macher von „Circus Halligalli“. Aus einer kurzen und verwackelten Bumserei wird ein herrliches Stück Fernsehen. Berlin, U-Bahn-Haltestelle Schönleinstraße: Mann und Frau beim Sex im Stehen. Die Vögelei wird aufgenommen. Über Facebook verbreitet. Deutschlands Medien im Erregungszustand.

Facebook entfernt das Sex-Tape. Joko Winterscheidt, Klaas Heufer-Umlauf und Rapper Eko Fresh nehmen einen Song auf. Titel: „U-Bahn Ficker“. Refrain: „Es ist einfach nur geil/in der U-Bahn zu zweit/Denn er muss ihn rausholen/er kann sonst nicht mehr./Ja, er macht ihn einfach krank/dieser U-Bahn-Verkehr.“ Der Rap stürmt die iTunes-Charts. Joko und Klaas zeichnen den männlichen Sexpartner mit dem Preis „Goldener Umberto“ für asoziales Verhalten aus. Kritikpunkt – auch der weibliche Teil der Übung hätte den Preis verdient.

Da die Auszeichnung nur direkt vergeben wird, kommt U-Bahn-Ficker Manuel nach Wochen der Bedenkzeit zu „Circus Halligalli“. Er stellt sich Klaas und den Kameras. Puristen könnten jetzt meckern. Solche Kampagnen sind nicht neu. Stefan Raab hat schon 1999 aus Regina Zindler und ihrem Maschendrahtzaun einen Song gemacht.

„Circus Halligalli“, ein Kindergeburtstag mit Ausflügen in Anarchie und Geschmacklosigkeit. Der Brief, in dem „Der Graf“ sein Aus bei Unheilig verkündet, wird von US-Musiker Evil Jared vorgelesen. Am Ende eine Kotzorgie. Nächste Nummer: bei Anruf Udo. Joko, Klaas und Promi-Friseur Udo Walz sitzen an einem Tisch. Tauschen Handys. Verarschen über das fremde Handy Prominente. Nichts Neues, aber hier ohne Fremdschämfaktor. Auftritt Megan Fox und Will Arnett. Promotion für ihren Film „Teenage Mutant Ninja Turtles“. Wer das verkrampfte Rumdrucksen von Markus Lanz beim vergangenen „Wetten, dass..?“ durchgehalten hat, muss sich wundern, wie Fox und Arnett bei Joko auftauen. Arnett fabuliert von seiner dicken Rübe, die Fox sogar zwischen seinen Beinen vermutet. Vielleicht wären Joko und Klaas doch die besseren Moderatoren für die ZDF-Show gewesen. Richard Weber