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KRITISCH gesehen: Wahl-Fernsehen, aber sehr gut

Hart aber fair. ARD.

Hart aber fair. ARD. Als es zu Ende war und Caren Miosga von den „Tagesthemen“ übernahm, da konnte man es als Zuschauer immer noch nicht fassen. Was hatte man da gerade gesehen? Wie konnte das passieren? Das, was da Mittwoch in der ARD zwischen 21 Uhr 45 und 23 Uhr lief, war die beste Ausgabe von „Hart aber fair“. So weit die Kurzkritik.

Das lag – logischerweise – nicht an Frank Plasberg, dem Gastgeber, obwohl: ein wenig doch, denn Plasberg war schlau genug, sich bei dieser Runde zurückzuhalten. Er gefiel sich in der präsidialen Rolle – eine gute Rolle für ihn, jedenfalls bei den Gästen, die die Show vor fast 3,5 Millionen Zuschauern übernahmen. Natürlich ging es um die Wahl, um den Wahlkampf, um Konstellationen, aber eigentlich ging es endlich mal wieder um alles. Oskar Lafontaine, Sigmar Gabriel, Renate Künast, Guido Westerwelle und Roland Koch diskutierten und stritten furios.

Gabriel und Westerwelle hatten bereits am Sonntag bei „Anne Will“ bewiesen, wie viel Spaß die politische Auseinandersetzung machen kann. Beide machten bei Plasberg weiter – und die anderen machten mit. In Sigmar Gabriel hat die SPD jemanden gefunden, über den sich viele vor zwei, drei Jahren lustig gemacht haben. In Wirklichkeit ist er neben Klaus Wowereit der beste Wahlkämpfer der Partei, ein Segen für jeden politischen Fernsehtalk.

Natürlich gab es Witzchen und Spitzen in der Runde, aber die wirkten nicht aufgesetzt, sie waren eher das Sahnehäubchen auf die engagierte Diskussion. Als Plasberg einmal dachte, er müsste für Randale sorgen, wurde er von der versammelten Runde zurechtgewiesen – tatsächlich ein unglaublicher Vorgang. Ein Fehlgriff war auch der Experte, der Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte, der etwas zu abstrakt daherredete. Sobald er dozierte, zeigte die Kamera die Politiker, die ungläubig und fassungslos dasaßen, auch das ein kleiner, großer Fernsehmoment.

So wie die ganze Sendung geradezu ein Paradebeispiel dafür ist, wie Politikvermittlung im Fernsehen funktionieren kann, muss, sollte: Erkenntnisgewinn und Unterhaltung. Hart aber fair aber sehr gut. Matthias Kalle

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