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Nachruf: „Kreml-Astrologe“ Alexander Korab gestorben

Über Jahre hinweg nahm der Journalist die Verlautbarungen von Parteitagen und Regierungserklärungen unter die Lupe, porträtierte Führer und Führungswechsel.

Es war einmal, fast märchenweit liegt es zurück, da teilte ein wirklich eiserner, weil fast undurchdringlicher Vorhang Europa, hinter dem eine gewaltige, militante Macht herrschte, und die Menschen in den westlichen Demokratien blickten furchtsam auf dieses unheimliche Herrschaftssystem im Osten. Es war in dieser kaum noch vorstellbaren Zeit, dass im Tagesspiegel Alexander Korab in unzähligen Artikeln, Berichten und Analysen zu erklären versuchte, was im kommunistischen Machtbereich vor sich ging.

Über Jahre hinweg nahm er die Verlautbarungen von Parteitagen und Regierungserklärungen unter die Lupe, porträtierte Führer und Führungswechsel, suchte nach Spuren und Sprüngen von Veränderungen. Das wurde spöttisch „Kreml-Astrologie“ genannt, doch im ost-westlich geteilten Kontinent war es eine wichtige Arbeit, gerade in West-Berlin, das um sein Überleben in einer feindlichen Umwelt kämpfte.

Geboren in der Ukraine, war Korab schon 1941 zum Studium nach Berlin gekommen. Ein Leben lang versuchte er – als Journalist, Kommentator und Professor – den Menschen in Westeuropa Ostmitteleuropa näherzubringen: Zeuge, Erklärer und Deuter des verwickelten, tragischen Geschehens eines halben Jahrhunderts, das noch immer in die Gegenwart hineinragt. Am Dienstag ist er, dessen bürgerlicher Name Bohdan Osadczuk war, in der Nähe von Krakau, wo er in der vergangenen Woche im Alter von 91 Jahren gestorben ist, zu Grabe getragen worden. Rdh.

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