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Neue Sicht: „Dok you“: Filmprojekt von Kindern

In Nordrhein-Westfalen wird ein neues Kinder- und Dokumentarfilmprojekt gestartet. Die Stoffe werden in den Schulen gesucht.

An Dokumentarfilmen, Dokumentationen und Doku-Soaps über Kinder und Jugendliche herrscht kein Mangel. In der übergroßen Majorität sind es allerdings Draufblicke von Erwachsenen. "Dok you" will diese Perspektive verändern und erweitern. Das neue Kinder- und Dokumentarfilmprojekt in Nordrhein-Westfalen sucht die Stoffe in den Schulen, in den Köpfen der Zehn- bis 13-Jährigen. Dem Selbstbewusstsein der finanziellen Förderer und Partner, das Land NRW, die Filmstiftung NRW und der WDR, entspricht der Ehrgeiz: "Das Kinderfilmprojekt nimmt bundesweit eine Vorreiterrolle ein", wurde bei der Pressekonferenz am Mittwoch im Rahmen der "32. Duisburger Filmwoche" unisono betont.

Das erste Budget für Organisation und Produktion wird mit rund 500 000 Euro angegeben. Zehn Filmemacher sind bestimmt, zehn Geschichten von Kindern in jeweils 15 Minuten lange Dokumentarfilme zu übersetzen. "Integration" ist das Generalthema. Dafür werden bereits in Workshops in allen Schultypen von der Haupt- über die Gesamtschule bis zum Gymnasium die Stoffe erarbeitet. Hoch und heilig versprechen die Initiatoren, dass "die Kinder als Stifter von Inhalt wie auch als Akteure einbezogen werden". Bevor die Dreharbeiten der einzelnen Dokumentarfilme starten, wählt im Frühjahr 2009 eine Fachjury die Stoffe aus, die realisiert werden sollen. Nach ihrer Premiere bei "doxs!" bei der "Duisburger Filmwoche" im nächsten November werden die Produktionen im WDR-Fernsehen gesendet und auf DVD erscheinen.

Die Filmemacherin Bettina Braun, die einen Workshop leitet und einen der Beiträge realisieren wird, zeigte sich von der Ernsthaftigkeit der "Stofflieferanten" überrascht und zugleich von der relativen Ahnungslosigkeit der Kinder und Jugendlichen irritiert, was das Wissen über das dokumentarische Genre angeht. "Mir als einmal haben sie mir gesagt: Das ist so etwas mit Interviews." Michael Schmid-Ospach, Chef der Filmstiftung NRW, sagte, seiner Erfahrung nach sei die Sehnsucht der Kinder und Jugendlichen nach erzählten Geschichten ungleich größer als nach "Bildern aus der Wirklichkeit". Diese Zielgruppe sei für den Dokumentarfilm schwieriger zu gewinnen als die Erwachsenen.

Indirekt gab das auch die WDR-Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff zu. Sie machte auf das Interesse der Kinder und Jugendlichen insbesondere für die Formate der kommerziellen Sender wie "Germany's Next Topmodel", der verschiedenen Doku-Soaps oder der sogenannten Help-Formate "Die Super-Nanny" aufmerksam, ohne die einschlägigen öffentlich-rechtlichen Anstrengungen zu vergessen. Es gebe, sagte Kulenkampff, "ein Interesse am Leben der anderen". "Dok you" sollte das aufgreifen, selbst wenn die WDR-Direktorin die Erwartungen entsprechend einordnete: "Dokumentarfilme sind relativ teure Produktionen für ein relativ kleines Publikum." Joachim Huber

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