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Neuer Sender, alte Probleme: Frauen vertragen keine News?

Ein Kommentar von Joachim Huber zum Senderstart von sixx.

Montag wäre perfekt gewesen. Am 8. März ist Weltfrauentag, kein gewöhnlicher, sondern der 100. Weltfrauentag. Pro Sieben Sat 1, Deutschlands größter privater Fernsehverbund, hätte keinen besseren Startpunkt erwischen können für sein neustes Projekt – die „neue Fernsehsenderin sixx“. Der Name ist rätselhaft, der Starttermin am 10. Mai ebenso. Annonciert werden US-Serien, Filme und Servicetainment für die Frau. Das wird kein neues Fernsehprogramm, sondern ein Fernsehen, das nur neu sortiert worden ist für jene große Zielgruppe. Möglichst werbeaffin soll es werden, denn werbeaffin heißt: Die Einnahmen sollen über den Ausgaben liegen. So läuft das private Fernsehbusiness nun mal. Nichts dagegen, und gegen Frauen sowieso gar nichts.

Es ist ein Unglück, aber der Start von sixx kann das Ende von N 24 bedeuten. N 24 ist ein Nachrichtensender aus der Pro Sieben-Sat-1-Gruppe, der zudem die Programme des Fernsehkonzerns mit Nachrichten beliefert. N 24 soll bald verkauft werden, wahrscheinlich ist, dass der neue Eigentümer den Fernsehkonzern weiterhin mit News versorgt. Bislang geschieht das für rund 65 Millionen Euro jährlich, Verkauf und Neueinkauf sollen die investierte Summe um zwei Drittel drücken.

Bei den Nachrichten das Geld sparen, das sixx braucht? Der letzte große Anlauf für einen Frauen-Free-TV-Sender – tm 3, 1995 – endete im Desaster. Aus tm 3 wurde erst ein Champions-League-Fußball-Männer-Sender und schließlich Neun Live, Deutschlands dümmster Quizkanal. Kleine Ironie: Neun Live gehört der Pro Sieben-Sat-1-Media-AG. So schlimm muss es mit sixx nicht kommen. Vorsichtig kalkuliert, schmales Budget, wenig Novitäten, ein Remixprogramm. An den Frauen wird gespart, das ist erkennbar. Das nehmen Frauen übel.

Frauen und Männer nehmen auch übel, wenn sie als Fernsehzuschauer nicht ernst genommen werden. Falls Pro Sieben Sat 1 bei den Nachrichten wie angekündigt auf Schmalkost setzen wird, bleiben von den jetzt ansehbaren Nachrichten nur noch sichtbare übrig. Und dann kommt sixx, die „neue Fernsehsenderin“, und reißt alles raus? Ach so, sixx hat keine Nachrichten. Schon wieder was gespart.

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