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Medien: Paul Spiegel: "Die Schatten werden tiefer"

"Was soll das Gerede von der Leitkultur?" Dass Paul Spiegel die klare Sprache nicht scheut, quittierten Unions-Politiker bei der Berliner Demonstration am 9.

"Was soll das Gerede von der Leitkultur?" Dass Paul Spiegel die klare Sprache nicht scheut, quittierten Unions-Politiker bei der Berliner Demonstration am 9. November 2000 mit säuerlicher Miene. Noch heute ist die CDU-Vorsitzende Angela Merkel "angefressen": "Sicherlich polarisiert er ab und an. Paul Spiegel muss nur wissen, dass manchmal auch Betroffenheit daraus resultieren kann", erklärt sie in Werner Filmers Paul-Spiegel-Porträt "Die Schatten werden tiefer" (3sat, 20 Uhr 15; ARD, 11. Juli, 23 Uhr 30). Am 9. Januar 2000 wurde Paul Spiegel zum Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland gewählt. Der Journalist und Leiter einer Künstleragentur war bis dahin "ein fast unbekannter Düsseldorfer", wie Werner Filmer bemerkt. Der Beitrag umreißt Spiegels Biografie und konzentriert sich dann auf die ersten eineinhalb Jahre seiner Amtszeit. Filmer zeigt Spiegel bei öffentlichen Auftritten, in Diskussionen mit Jugendlichen, bei Versammlungen jüdischer Zuwanderer aus Russland. Immer wieder präsentiert der Autor zur Bestätigung von Spiegels mahnenden Worten die bekannten Bilder von Nazi-Aufmärschen, aber auch die antisemitischen Sprüche des biederen Normalbürgers am Stammtisch. Das ist alles richtig und wichtig, aber zumindest in einer Hinsicht doch allzu politisch korrekt. Der Anschlag auf die Synagoge in Düsseldorf in der Nacht zum 3. Oktober 2000 war wohl das einschneidendste Ereignis in Spiegels Amtszeit. Filmer gewährt Attentat und Folgen breiten Raum. Aber muss man wirklich verschweigen, dass die beiden Täter nicht deutsche Neonazis, sondern in Marokko und Jordanien geboren waren und ihre Brandsätze aus Protest gegen israelische Angriffe auf Palästinenser schleuderten? Filmer will auf dieses Detail nicht aus Political Correctness oder Mutlosigkeit vor der etwas komplizierteren Wahrheit verzichtet haben, sondern "weil da diese Melange aus anti-israelischer und rechtsradikaler Gesinnung zum Ausdruck kommt - ein Phänomen, das ich schlecht beschreiben konnte".

tgr

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