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Medien: Rache auf Russisch

Mit einer Comic-Anzeige greift Boris Beresowskij Präsident Putin an

In der „International Herald Tribune“ erschien dieser Tage eine als Anzeige getarnte, ganzseitige Bildergeschichte, die deutsche Zeitungsleser an die „Stern“Rubrik „Politikern in den Mund gelegt“ erinnert – mit dem Unterschied, dass hier einer der hier abgebildeten Männer den anderen die Sprechblasen voll geschrieben hat: der vor zwei Jahren aus Russland vertriebene Unternehmer Boris Beresowskij. Sein Wirtschaftsimperium „Logo Vaz“ hat diese Anzeige geschaltet.

Zusammen mit dem amtierenden Präsidenten der russischen Föderation, einem britischer Richter und einem Vertreter des amerikanischen Wirtschaftsmagazins „Forbes“ sitzt er auf einem Sofa. Sie diskutieren über einen Beitrag, in dem Forbes 1996 berichtet hatte, wie der Mathematiker Beresowskij, als Anfang der 90er Jahre das russische Volkseigentum verteilt wurde, auf dunklen Wegen zu einem der reichsten und einflussreichsten Männer des Landes wurde. Indirekt wurde Beresowskijs Name damals mit Mord und Korruption in Verbindung gebracht. Nach einer außergerichtlichen Einigung muss „Forbes“ diese Anschuldigungen jetzt zurücknehmen. Für die Schlagzeile „Godfather of the Kremlin“ soll das offenbar nicht gelten. Es ist nicht einmal abwegig, dass Beresowskij diese eigenartige Comic-Kampagne geschaltet hat, damit sie weiterhin im Raum bleibt – als Drohung gegen Putin, der wie ein Jelzin seine Wahl dem „Oligarchen“ verdankt, diesen aber vor zwei Jahren mit der „Steuerpolizei“ aus dem Land gefegt hat.

Beresowskij, das ist bekannt, sägt seit knapp zwei von London aus an Wladimir Putins Stuhl. Jetzt nimmt er die Gelegenheit beim Schopfe, dem Gegner öffentlich zu erklären, wer den „Längeren“ hat und, vor allem, wer die lustigeren Ideen. Früher benutzte Beresowskij, der einmal die Hälfe aller russischen Medien kontrollierte, seine eigenen Organe um mit den Mächtigen zu kommunizieren, heute kauft er sich eine Anzeige. stf

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