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Radio: Alles Müller, oder was?

Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten.

Schon zwei Mal hat der Poet Marc-Uwe Kling die deutsche Slam-Meisterschaft gewonnen. Wer Kling noch nicht live erlebt hat, sollte Renate Dobratz’ Porträt in der Reihe „Querköpfe“ nicht verpassen. Mit hintergründig bösem Witz reimt und singt der Mitzwanziger über die Existenzverhältnisse im Radikalkapitalismus. Die Lebenslügen der deutschen Sozialdemokratie sind eines seiner Lieblingsthemen. Längst ist Kling damit auch auf Kleinkunstbühnen erfolgreich. „Wenn alle Stricke reißen, kann man sich nicht mal mehr aufhängen“ heißt sein aktuelles Programm. Die Sendung präsentiert O-Töne aus lyrischen Arenen, in denen der Wortkünstler zu Hause ist (Deutschlandfunk, 30. Januar, 21 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Wer zum Frühstück Radio konsumiert, wird manchmal mit Leckerbissen belohnt. „Mensch Müller“ heißt eine neue Feature-Reihe im Morgenprogramm des Deutschlandradios. Die Autoren Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt rufen quer durch Deutschland Bürger an, die den klassischen Namen Müller tragen. Sie befragen die Müllers nach ihrer Meinung zu jeweils einem Basisproblem unseres Lebens: Kindererziehung, Ernährungsgewohnheiten, Heimatgefühle, Beziehung zum Nachbarn etc. Aus den Antworten entstehen amüsant-aufschlussreiche O-Ton-Collagen. Schön rhythmisierte Meinungsmusiken, die beim Hören sofort süchtig machen. Immer noch mehr Müllers, so wünscht man sich, sollen ihre Weltsicht darlegen – auf dass der Hörer sich selbst in seiner deutschen Seele erkannt und ausgesprochen fühle. Ein soziologisches Puzzlespiel, dem ein baldiger Kultstatus prognostiziert werden darf (Deutschlandradio Kultur, immer Freitags, 8 Uhr 35, UKW 89,6 MHz).

Der Krimi „Das römische Bad“ von Ralph Oehme beginnt mit einem Giftmord. Nichts Besonderes, denkt man sich, aber dann spielt der Ermordete einfach weiter mit. Während die Polizei am Tatort erste Vermutungen anstellt, kommentiert der Tote das Geschehen aus dem Jenseits. Zunächst weiß er natürlich alles besser als der ermittelnde Kommissar. Aber irgendwann mischen sich andere Stimmen aus dem Geisterreich ein, die ihre eigene Version von der Tat und den Hintergründen haben. Bis die Verhältnisse nicht nur im Dies- sondern auch im Jenseits unheilbar verworren scheinen (Kulturradio, 1. Februar, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Stan Laurel und Oliver Hardy sind die Hauptfiguren in Christian Blees’ Langer Radionacht „Zwei, die der Himmel geschickt hat“. Bei den Dicken und Doofen hierzulande heißen sie meistens Dick und Doof. Dabei ist es gar nicht schwer, die Genialität ihres Spiels zu erkennen. In ihren Filmen, die Kinder und Greise gleichermaßen glücklich machen, geht es immer wieder um den stoischen, wenn auch sinnlosen Widerstand gegen die Unerbittlichkeit der Lebenskatastrophen. Autor Blees hat deutsche Fanclubs besucht und sogar ein Museum in Solingen, das den beiden Erzkomödianten aus Hollywood gewidmet ist. In seiner Radionacht werden Fans philosophisch und Philosophen outen sich als Fans. Natürlich sind Stan und Olli selbst zu hören, sogar mit einem alten Filmausschnitt, in dem Deutsch gesprochen wird (Deutschlandfunk, 2. Februar, ab 23 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Seit die Deutschen so eine tolle Weltmeisterschaft hingelegt haben, verstecken die Krimiautoren ihre Leichen gern in Fussballstadien. In Ulrich Lands Krimi „Ins Gras gebissen“ hat es Yvonne, die Tochter des Rollrasenunternehmers Prader erwischt. Yvonne hatte eine Affäre mit dem schärfsten Rivalen ihres Vaters. Nun liegt sie ermordet im Bremer Weserstadion. Natürlich geht es ums ganz große Geld, das mit Fußball hierzulande verdient wird. Aber auch um geheime Territorialgrenzen, die jeder kennen sollte, der in Deutschland Geschäfte macht. Familie Prader stammt aus Köln, wollte aber in den Norden des Landes expandieren. Was offensichtlich keine so gute Idee gewesen ist (Deutschlandradio Kultur, 4. Februar, 21 Uhr 33).

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